Rezension

Unbedingt lesen!!

Der Duft des Teufels - Birgit Jasmund

Der Duft des Teufels
von Birgit Jasmund

Bewertet mit 5 Sternen

„...Eigensinn hebt eine Frau aus der Masse ihrer Geschlechtsgenossinnen heraus. Ich schätze das als Zeichen von Geist und Witz...“

 

Wir schreiben das Jahr 1695. In der Freien Reichsstadt Köln scheinen dunkle Zeiten zurückzukehren. Nach der Schändung einer Kirche gehen Gerüchte um, dass jemand Teufelswasser verkauft, das für besondere Erlebnisse im Bett sorgt. Plötzlich gelangen junge Frauen wieder in den Verdacht, Hexen zu sein. Das betrifft auch die Hebamme Kathrina Obladen. Die junge Witwe hat sich erlaubt, den Heiratsantrag des Webers Fritz Haan abzulehnen und sich damit einen Feind fürs Leben geschaffen.

Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Das liegt auch an den gut charakterisierten Personen. Kathrina ist eine selbstbewusste junge Frau. Doch ihr verstorbener Mann war Protestant. Das nimmt ihr die mehrheitlich katholische Bevölkerung Kölns übel. Deshalb muss sie sich ihren Unterhalt mit Näharbeiten verdienen, denn zu Geburten wird sie nicht mehr gerufen.

Auch der italienische Kramhändler und Parfümeur Giovanni Paolo Femini muss sich seinen Stand in Köln hart erarbeiten. Er versucht, nach alten Rezepten seines Großvaters ein besonderes Aqua mirabilis zu kreieren. Doch nun kann das in Köln lebensgefährlich werden. Die Angst seiner Frau vor den Konsequenzen ist mit Händen greifbar.

Bruder Martin, Dominikaner und selbst im Kloster Außenseiter wegen seines Fanatismus, sieht seine Stunde gekommen.

Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Sehr genau werden die Verhältnisse in Köln zur damaligen Zeit beschrieben. Die Zeit der Hexenverfolgung ist eigentlich vorüber. Selbst der Abt des Klosters fällt durch seine fortschrittliche Haltung auf. Liebevoll versucht er, Bruder Martin von seinen Vorstellungen abzubringen. Doch gegen Fanatismus ist kein Kraut gewachsen.

Gekonnt gelingt es der Autorin aufzuzeigen, wie durch das geschickte Streuen von Gerüchten Meinungen beeinflusst und Massen manipuliert werden. Das geht bis in die gehobenen Kaufmannsfamilien. Dort prallen unterschiedliche Meinungen aufeinander. Ab und an durchdringt allerdings ein feiner Humor die Geschichte, wie das folgende Zitat zeigt.

„...Dass sie nie wieder mit ihm sprechen würde, könnte sich als Segen erweisen, aber keine Kalbsniere in Weinsoße mehr zu servieren war eine ernstzunehmende Drohung...“

Plötzlich werden wieder unbescholtene Nachbarinnen angeklagt. Der Rat der Stadt stemmt sich anfangs dem entgegen, doch bald siegt die Gewalt der Straße. Bruder Martin lässt sich im Kloster nichts mehr sagen und bekommt Zulauf von frustrierten Kölnern. Wieder macht die Idee des Scheiterhaufens die Runde. Der Mob auf der Straße nimmt zu.

Daniel, ein junger Kaufmann, der Kathrina vor Fritz beschützt hat, und von dem obiges Zitat stammt, will den Hersteller des eigenartigen Wassers finden. Paolo steht ihm dabei zur Seite.

Sehr ausführlich wird dargestellt, wie viel Geduld und Fingerspitzengefühl dazu gehört, ein neues Parfüm zu entwickeln. Ein Tropfen der falschen Zutat zu viel und die ganze Arbeit war umsonst. Fachliche Begriffe wie Kopfnote und Herznote werden anschaulich erläutert.

Worterklärungen und ein informatives Nachwort über die Entstehung des Kölnisch Wassers ergänzen die Geschichte.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Das Thema Massenmanipulation und der Kampf um die persönliche Freiheit wurde in einer spannenden Handlung verpackt. Viele wissenswerte Fakten, die im Roman enthalten sind, zeugen von der ausführlichen und exakten Recherche der Autorin. Außerdem bin ich der Meinung, das der Grundtenor der Handlung nichts von seiner Aktualität verloren hat.