Rezension

...und zu allem eine große Prise Frust! (oder: hier klappt ja mal gar nichts...)

La Veganista backt - Nicole Just

La Veganista backt
von Nicole Just

Bewertet mit 0.5 Sternen

Nun ist es also da: das Backbuch von La Veganista. Es verspricht leckere Rezepte von süß bis herzhaft und das alles ohne Zutaten vom Tier. 
Vollmundig wird auf der Rückseite angepriesen, wie Nicole Just beweisen möchte, dass vegan nicht zwangsläufig mit Verzicht verbunden ist. Durch den genialen 'Trick' Zutaten durch das vegane Pendant auszutauschen (ohne Buch wäre ich wohl nie drauf gekommen!) seien "saftige Kuchen, üppige Torten oder knusprige Brötchen" einfach gemacht. Und dabei garantiert La Veganista, "dass alles perfekt gelingt, wunderbar schmeckt und dabei herrlich unkompliziert ist“. Klingt zu gut um wahr zu sein? Ist es auch!

Im Rahmen einer Leserunde wurde ich als Testbäcker ausgewählt und habe aus dem Buch insgesamt fünf Rezepte ausprobiert, bevor ich das Buch resigniert für immer geschlossen habe. Es hakt wirklich an allen Ecken und Enden. Mal waren es die Zutaten, die einfach nicht im richtigen Verhältnis angegeben wurden und man deswegen den Teig nachbessern musste, mal war die Backzeit viel zu lang. Je länger ich mich mit dem Buch beschäftigte, desto größer wurde meine Skepsis, ob alle diese Kuchen wirklich jemals nach genau diesen Rezepten ausprobiert wurden. Inzwischen bin einfach nur noch genervt. Man (in dem Fall ich) liest ein Rezept, denkt sich schon "na, irgendwie kann das doch nix werden", probiert es als braver Tester dann aber aus und wird am Ende in der anfänglichen Vermutung bestätigt. 

Hier eine detailliertere Ausführung zu den einzelnen Testobjekten.
1. Rezept: Mein erster Versuch war der Very Berry Pie von Seite 96, da wir Blaubeeren über alles lieben und der Kuchen mich beim ersten Durchblättern sofort angesprochen hat. Leider war der Teig selber schon nicht das Nonplus Ultra. Man sollte ihn zwischen Backpapier ausrollen, aber dies war nicht möglich. Er klebte und ließ sich auch nicht richtig in die Tarteform füllen. Auch das Ausstechen der Sterne gestaltete sich schwierig. Wenn es nur das gewesen wäre, dann hätte ich wohl nicht gemeckert... Doch ob der Jahreszeit musste ich auf gefrorene Heidelbeeren zurückgreifen, die ich vorher aufgetaut und abgetropft hatte. In weiser Voraussicht habe ich mir dann schon gedacht, dass die 2 EL Stärke nicht reichen werden, um alle Feuchtigkeit/Flüssigkeit zu binden und habe sie verdoppelt. Doch auch das war bei Weitem nicht genug. Der Kuchen war schlichtweg nicht portionierbar, der Boden durchgeweicht. Ich konnte die "Kuchenstücke" letztendlich nur mit deinem Pfannenwender aus der Form bekommen, weil man mit einem Tortenheber gescheitert ist. Im Voraus hatte ich mich schon gewundert, warum man den Boden nicht blind backen sollte und die Heidelbeeren nicht eventuell mit Stärke einkocht. Als Testleser wollte ich das Rezept aber möglichst unverändert nachmachen.

2. Rezept: Als nächstes war das Partybrot mit BBQ-Würze von Seite 154 an der Reihe. Mal wieder stimmten die Mengenangaben nicht (der Teig war zu flüssig, die Sauce ebenfalls) und ich musste über 100g mehr Mehl zugeben. Auch die Backzeit passte nicht und das Brot verbrannte oberflächlich. Leider vergeht einem dabei echt die Lust am Backen, wenn man ständig nachbessern oder umdisponieren muss.

3. Rezept: Die Apfel-Marzipan-Miniscones (Seite 34) habe ich 2x gebacken. Sie sind nicht zu süß und schmeckten meinen Testessern. Beim ersten Versuch konnte ich sie aufgrund der vielen Apfelstücke einfach nicht richtig formen, vom Ausrollen ganz zu schweigen. Der Teig absorbierte die Flüssigkeit der Äpfel und wurde zu einer klitschigen Masse. Beim zweiten Mal habe ich nur einen Apfel genommen und ihn auch nur ganz leicht in den Teig eingearbeitet, doch auch diesmal wollte es nicht klappen. Als Notlösung habe ich aus dem Teig 12 kleine Kugeln gerollt und sie etwas flach aufs Blech gedrückt. Dadurch musste dann natürlich auch die Backzeit angepasst werden.

4. Rezept: Die Brownies mit Pekannüssen von Seite 36 haben mir am besten geschmeckt und waren ausnahmsweise auch mal ohne große Komplikationen backbar, auch wenn der Guss in meinen Augen völlig überflüssig ist.

5. Rezept: Vanilletarte mit Beeren (Seite 118) aka der Supergau. Das Rezept hat mich wirklich richtig wütend gemacht und führte letztendlich auch dazu, dass ich auf kein weiteres aus dem Buch Lust hatte. Für die Herstellung der Füllung brauchte ich 300 Gramm Cashewnüsse, die nach einiger Einweichzeit püriert werden sollten. Ohne Hochleistungsmixer dürfte man da mit seinen Küchengeräten schon an die Grenzen der Möglichkeiten kommen (dies fällt auch bei anderen Rezepten auf, bei denen man ein Nussmus o.ä. zubereiten soll). Außerdem der Clou des Rezeptes: ein schneller Mürbeteig. Was genau soll daran bitte fixer sein als an einem herkömmlichen? Für einen normalen (süßen) Mürbeteig brauche ich genau 5 Zutaten und nicht mehr Zeit als für die vegane Variante. Warum hier unbedingt Öl statt Margarine benutzt wurde ist mir wirklich schleierhaft. Der daraus entstandene Teig hatte überhaupt keinen Zusammenhalt und von ausrollen hätte man nur träumen können. Aber gut - Rezept brav verfolgt, sich weiterhin gewundert und sich dann der Vanillecreme zugewandt. Wirklich 1 Liter Wasser auf die 300g eingeweichte Cashewnüsse, Zucker und ein wenig Stärke? Na gut, bei der Stärke habe ich schon ein paar Gramm mehr hinzugefügt - hat leider nicht gereicht. Im Ofen wollte und wollte die Masse nicht fest werden. Statt der angepeilten 25 Minuten musste ich immer und immer wieder die Backzeit verlängern. Am Ende war die Tarte 45 Minuten länger drin (insgesamt also 70 Minuten). Zwischendurch dachte ich kurz, dass sie jetzt fest ist, aber unter der gebildeten Haut war wirklich alles noch komplett flüssig. Ein Glück hatte ich sie da noch nicht aus der Springform geholt, sonst hätte ich die ganze Pampe in der Küche gehabt. Wirklich unangenehm war dann auch noch, dass das Öl aus dem Teig durch meine Springform gelaufen und im Backofen verbrannt ist. Die Wohnung stank ganze zwei Tage danach! Der Geschmack selber war auch nicht berauschend. Mein Testesser fragte mich, ob das in der Mitte des Kuchens Grieß wäre und wollte sein Stück dann nicht mal aufessen. Auch mir schmeckte der Kuchen überhaupt nicht und landete letztendlich in der Mülltonne.

Für mich war dies dann definitiv das letzte Rezept, dass ich aus dem Buch ausprobieren wollte. Man muss dazu sagen, dass ich sehr viel koche und backe. Dabei benutze ich sowohl deutsche als auch amerikanische Rezepte und trotz der unterschiedlichen Maßeinheiten oder eventuellen Differenzen bei Küchengeräten/Zutaten lassen sich meine Misserfolge an einer Hand abzählen. Bei den abgedruckten Rezepten aus dem Buch kam es aber wirklich in 4 der 5 Fällen vor und wenn man die anderen Tester so verfolgt, dann ging es nicht nur mir so. Sorry, aber bevor man hier ein Kochbuch auf dem Markt schmeißt, sollte man es vielleicht mal von ein paar Leuten auf Herz und Nieren testen lassen. Mir tut es gerade wirklich um die verschwendeten Zutaten leid, die ich für die Rezepte gekauft habe. Glücklicherweise habe ich für das Buch selber kein Geld aufgegeben, bin aber dennoch mehr als enttäuscht und kann es absolut nicht weiterempfehlen!

Fazit: Wer sich strikt an das Rezept hält muss Misserfolge in Kauf nehmen, denn so gelingt fast nichts. Hobbybäcker sollten entweder die Finger von dem Buch lassen oder auf ihre Erfahrung vertrauen und Rezepte ggf. abwandeln.