Rezension

und zuletzt die Hoffnung

Das ganze Leben da draußen - Nina Sahm

Das ganze Leben da draußen
von Nina Sahm

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Das ganze Leben da draußen" wurde mein letztes gelesene Buch 2016, und die Wahl hätte nicht besser sein können um das Jahr noch auf einer positiven Note zu verabschieden.

Elín und Alfa scheinen auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam zu haben. Alfa schlägt sich mehr schlecht als recht durch ihren Job, Lehrerin einer Klasse voller Teenager, und ihr Leben. Magnus, ihr Großvater scheint der einzige Lichtblick zu sein, bis dieser Selbstmord begeht. Elín hat nur einen Wunsch: die Zivilisation hinter sich zu lassen und in die Wildnis zu verschwinden. Beide haben Schwierigkeiten sich anzupassen, wollen es auch gar nicht. Frau Sahm schafft hier wundervoll vielseitige Figuren die so verloren sind in unserer Welt, dass man selbst als Leser manchmal glaubt darin zu ertrinken. Doch wie Paul so schön sagt, wir haben ein Meer voller Möglichkeiten. Warum sich den Konventionen anpassen?

Elín blieb mir bis zum Schluss unsympathisch. Mürrische Teenagern, die eine unerklärbare Aversion ihren Eltern gegenüber haben, lassen mich keine Luftsprünge machen, allerdings schafft es Nina Sahm zumindest Gefühle zu erzeugen, und negative sind immer noch besser als gar keine. Die Figur bleib mir leider bis zum Schluss unverständlich. Ab und an blitzte etwas hervor das mich beruhigte, das Gesamtbild war aber leider nicht nach meinem Geschmack. Muss es ja aber auch nicht, wie wir seit Sarah Kuttner schon wissen. Mit Alfa kamen wir der Sache schon näher. Ehrlich und schmerzend bringt sie uns dem Thema der Demenz und Trauer näher. Und trotz der allgemeinen düsteren Stimmung, hat man doch nie das Gefühl die Lockerheit zu verlieren.

Ein Island Roman, dem es egaler nicht sein könnte, dass er in Island spielt. Ein Freundschaftsroman ohne Freunde. Selbstfindung ohne Ziel. Denn wie wir wissen; der Weg ist das Ziel, und dieser Weg war ein düsteres vielschichtiges Melodram mit Hoffnung.