Rezension

Unentschieden

Er ist wieder da - Timur Vermes

Er ist wieder da
von Timur Vermes

Bewertet mit 4 Sternen

Im Sommer 2011 erwacht Adolf Hitler mitten in Berlin. Die Sonne scheint, in der Nähe spielen ein paar Jungen Fußball, es ist keine Sirene zu hören. Allerdings hat Hitler ein Problem: Er hat außer seiner Uniform nichts bei sich und muss sich in dieser für ihn schon irgendwie neuen Stadt also zurechtfinden. Der Besitzer eines Kiosks nimmt sich seiner an und lässt ihn erst mal in seinem Kiosk übernachten. Gleichzeitig weiß er, dass einige seiner Kunden bei Fernsehsendern arbeiten und immer neue Gesichter suchen. Und dieser Mensch, der aussieht wie Adolf Hitler, spricht wie Adolf Hitler und "Die Grünen" für die derzeit beste Partei hält, sollte doch beste Chancen haben. Auch wenn seine Sprüche und Ansagen nicht immer ganz politisch korrekt sind...

Eigentlich wollte ich dieses Buch nicht lesen. Kurz nach seinem Erscheinen hatte es hier mal eine Diskussion gegeben, ob man so über Adolf Hitler und seine Ansichten lachen darf und ich konnte mich gut denen anschließen, die das kritisch gesehen haben. Dann hat allerdings mein Bruder letztes Jahr das Buch unserem Papa zum Geburtstag geschenkt - und als selbst der meinte, dass das Buch durchaus witzig sei, habe ich es mir jetzt mal ausgeliehen... Bereut habe ich es nicht, aber ich kann mich sehr gut Christoph Maria Herbst anschließen, der auf der Rückseite des Buches zitiert wird: "Was für eine Fiktion! Satirisch. Saukomisch. Und bei allem Lachen bleibt ein Rest Gänsehaut." Bei mir war es an einigen Stellen deutlich mehr als ein Rest Gänsehaut, aber gleichzeitig fand ich es auch faszinierend, wie sich jemand so in die Figur Adolf Hitlers hineindenken kann, um ein solches Buch zu schreiben.

An sich liest sich das Buch sehr flüssig und oft auch amüsant (mit der oben genannten Einschränkung), doch es kommen immer wieder politisch-philosophische Überlegungen Hitlers, die zwar nicht langweilig sind, die aber mit langen Sätzen und mir nicht einleuchtenden Beispielen daher kamen, dass ich mich da auch manchmal beim Querlesen erwischt habe. Erschwerend kommt dazu, dass das Buch aus der Ich-Perspektive Hitlers geschrieben ist und entsprechend in seinem Sprachduktus, der bei Schachtelsätzen schon eine gewisse Wachheit erfordert - die bei mir nicht mehr gegeben ist, wenn ich abends im Bett noch lese.

Fazit: Für mich finde ich es gut, dass ich das Buch dann doch auch gelesen habe, aber ich denke, diese Entscheidung sollte jeder für sich treffen. Insofern empfehle ich es nicht, rate aber auch niemandem davon ab.