Rezension

Unfreiwillige Pilgerreise - der Weg zu sich selbst über Umwege

Die Canterbury Schwestern - Kim Wright

Die Canterbury Schwestern
von Kim Wright

Bewertet mit 4.5 Sternen

Che hat ihr Leben lang im Schatten ihrer narzisstischen Hippie-Mutter gestanden. Nach deren Tod macht sie sich auf die Reise, nach Canterbury zu Pilgern, weil sie dies ihrer Mutter vor deren Tod versprochen hat. Ihre Mutter hat sie im Gepäck dabei: die Asche reist mit. Statt persönlicher Führung hält das Schicksal für sie überraschenderweise auch noch eine Reisegruppe bereit: die Reiseweiber. Das kann ja was geben! Ich war sehr gespannt, wie sich Ches Pilgerreise entwickeln und was sie auf ihrem Weg erleben würde.

Die bunt zusammengewürfelte Frauengruppe entpuppt sich als genau die Art zu Pilgern, die Che gut tut. In Anlehnung an Chaucer’s Canterbury Tales beschließen sie, dass jede Frau eine Geschichte zum Thema „Liebe“ erzählt. Da kommen die unterschiedlichsten Geschichten zusammen und die Jüngste im Bunde ist verwundert, ob die Liebe denn wirklich immer so kompliziert sein muss. Die Geschichten verbinden die Frauen und jede findet ein Stück weit mehr zu sich selbst. Der Abschluss der Reise in Canterbury lässt genügend Spielraum für den Leser, die Geschichten der Frauen für sich selbst weiterzuspinnen. Der unterschwellige Humor passt gut zu einem Buch, das in England spielt und lockert die teilweise ernsten Themen auf. Für mich war es ein Buch, das nach der letzten Seite nicht zu Ende ist, über das man noch eine Weile nachdenkt. Ich wäre jedenfalls gerne zusammen mit den Canterbury Schwestern gewandert.