Rezension

Ungewöhnlich

Meine Mutter, sein Exmann und ich - T. A. Wegberg

Meine Mutter, sein Exmann und ich
von T. A. Wegberg

Bewertet mit 5 Sternen

Joschkas Mutter lässt ihr Geschlecht angleichen, denn sie/er fühlt sich als Mann. Sie/er ist schon länger von ihrem Mann geschieden, der eine neue Frau und ein Kleinkind hat. Joschka und seine Zwillingsschwester leben bei der Mutter, die sich nun Frederik nennt, und begleiten ihre Veränderung.

 

Während Liska kein Problem mit der Situation hat, ist Joschka völlig überfordert. Er befürchtet, seine Freunde zu verlieren, in der Klasse „unten durch“ zu sein, wenn jemand von den Entwicklungen erfährt. Er stellt sich stur, zieht zum Vater und nimmt selbst die „böse Stiefmutter“ Petra und seinen neuen kleinen Bruder in Kauf, um nicht mit Frederik gesehen zu werden.

Joschka macht im Laufe des Buches in mehreren Lebensbereichen einschneidende Erfahrungen und wächst so langsam zu einem Jugendlichen heran, der seinen eigenen Wert besser erkennt und somit auch besser für sich selbst (und andere) einstehen kann.

 

Wegberg erzählt aus Joschkas Perspektive, sodass die Leserinnen und Leser ihn auf seinem Weg begleiten können und seine Überlegungen, Befürchtungen, Ideen usw., hautnah miterleben. Das erleichtert die Identifikation, das Verständnis für Joschkas Positionen, ermöglicht gleichzeitig eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem Thema Transgender, ohne dass dies aufgesetzt oder nach moralischem Zeigefinger aussieht.

Insgesamt ein eher leises Buch mit starken Figuren und viel Gelegenheit zur Auseinandersetzung. Außerordentlich gut gefällt mir auch der Stil, jugendlich modern, aber keineswegs anbiedernd oder überkandidelt. Joschka wirkt sehr lebendig und das auch durch seine ganz spezielle Sicht auf die Welt.