Rezension

Ungewöhnlich und sehr spannend

Blind Walk - Patricia Schröder

Blind Walk
von Patricia Schröder

Bewertet mit 4 Sternen

"So läuft doch das Leben, oder? Es gibt keine Zufälle. Man trifft genau die Menschen, die wichtig für einen sind, um Zusammenhänge zu verstehen, ein bisschen mehr über sich selbst zu erfahren und vielleicht auch ein paar Dinge ändern zu können." S. 313

Klappentext

Als die 17-jährige Lida Donelley zusammen mit ihrem Freund Jesper an einem sogenannten „Blind Walk", einem Event aus dem Internet, teilnimmt, rechnet sie mit nicht mehr als ein bisschen Nervenkitzel. 
Zusammen mit fünf anderen Jugendlichen werden Lida und Jesper mit verbundenen Augen in der Wildnis ausgesetzt, ausgestattet mit einem Kompass und ein paar wenigen Gegenständen. Doch von Anfang an ist die Stimmung in der Gruppe hochexplosiv. Die Situation droht zu eskalieren, als die Jugendlichen nach kurzer Zeit die Leiche einer der Männer finden, die sie in den Wald gebracht haben. 
Lida beschleicht das unheimliche Gefühl, dass sie beobachtet werden. Schon bald wird dieser erste Verdacht zur bösen Gewissheit: Irgendjemand da draußen macht Jagd auf sie. Und der Jäger scheint es dabei vor allem auf sie, Lida, abgesehen zu haben.

Meine Meinung

Das war endlich mal wieder ein richtiger Thriller, der mich von der ersten Seite an in den Bann gezogen hat. Nicht so heftig, dass es mir kalt den Rücken runterläuft - schließlich ist es ein Jugendroman - aber auf jeden Fall fesselnd und mit konstanter Handlung. Schon die kurze Einleitung auf der ersten Seite macht klar, dass sich dieses abenteuerliche Spiel zu einem wahren Albtraum auswachsen wird.

Die Protagonistin Lida steht im Mittelpunkt, aus deren Sicht die Handlung in Ich-Form in der Gegenwart beschrieben ist. So ist man immer hautnah am Geschehen und kann sich sehr gut in die schwierige, scheinbar aussichtslose Lage versetzen, in der sie mitsamt der Gruppe geraten ist.
Seit einem halben Jahr ist Lida mit ihrem Freund Jesper zusammen und als sie erfährt, dass er für eine Woche verschwinden will - bei einem Blind Walk mitmachen, bei dem er sie nicht dabeihaben will. Wie immer kann sie ihn jedoch überreden, nachzugeben, doch aus dem prickelnden Abenteuer in der Natur wird eine nervenzerreibende Hetzjagd.
Die Charaktere sind alle sehr gut gewählt und geben einen überaus explosiven Haufen ab. Das schon zu Beginn gereizte Klima erschwert es der Gruppe, zusammen zu finden. Neben Lida und ihrem Freund Jesper gibt es den tonangebenden Thore, die spöttische Natascha, den introvertierten Birk, die pragmatische Joy und die hilfsbereite Isabel.
Schon beim Aufbruch erkennt Lida, dass sie Jesper völlig falsch eingeschätzt hat. Ihre Beziehung ist ihm lange nicht so viel Wert wie ihr und da sie jetzt gezwungen sind, tagelang aufeinander zu hocken, wird die Situation immer schwieriger. Als sie auch noch die Leiche ihres Fahrers finden, liegen bald alle Nerven blank und die Verdächtigungen und die ausweglose Einsamkeit der Wälder arten zu einem psychologischen Kleinkrieg aus.

Aber es gibt noch jemanden, der in das Geschehen involviert ist. Sten, er liegt im Krankenhaus im Koma und findet seine eigenen Wege, seinem bisherigen Leben zu entfliehen.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert, die Kapitel in die Tage und Situationen aufgeteilt, was einen guten Überblick über die Woche gibt, die die jungen Leute in der Wildnis fristen. Die Abschnitte von Lida und den anderen Perspektiven ist durch verschiende Schriftarten hervorgehoben, was ich passend fand und wodurch man sich bestens orientieren konnte.
Die gut gewählte Ich-Perspektive hat mich mitten in dem Geschehen gefangen gehalten. Genau wie die Gruppe des Blind Walk bin ich durch Gestrüpp gewandert und hab die Zweifel gespürt, die Ungewissheit, mit der sie alle zu kämpfen hatten und die Angst, nicht lebend aus dieser verlassenen Wildnis zu entkommen. Patricia Schröder versteht es sehr gut, die Spannung konstant aufrecht zu erhalten.
Das ganze entwickelte sich in eine völlig andere Richtung, die ich erwartet hatte. Die mysteriösen Elemente haben sich aber sehr gut eingefügt und bis auf ein paar kleine Ungereimtheiten war alles sehr gut aufeinander abgestimmt. Die brisante Thematik gibt dem ganzen eine ernste Seite.
Die Auflösung war mir ein bisschen zu konstruiert.

Fazit

Ein sehr spannender Mysterie-Thriller, der mich von der ersten Seite an gefesselt hat. Die widersprüchlichen Charaktere haben der ganzen Stimmung einen beunruhigenden Reiz gegeben und die Spannung bis zum Schluss geschürt. Die Auflösung war etwas dürftig, hat aber mit den Ereignissen einen runden Abschluss gefunden. Kann ich auf jeden Fall empfehlen!

Vielen Dank an den Coppenrath Verlag für das Rezensionsexemplar!
© Aleshanee