Rezension

Ungewöhnliches Buch

Blind Walk - Patricia Schröder

Blind Walk
von Patricia Schröder

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt: 
Es geht um eine Gruppe von Jugendlichen, die sich auf ein Blind Walk einlassen. Ohne irgendwelche technischen Mittel werden sie hierfür im Wald ausgesetzt und sollen den Weg zur Zivilisation alleine zurückfinden. Die Spannungen innerhalb der ungleichen Gruppe steigern sich, als sie eine Leiche finden. Es ist eines der Blind Walk Organisationsmitglieder. Bald wird klar, dass einer aus der Gruppe nicht das zu sein scheint, was er vorgibt …

Meine Meinung:
Da das Buch in Deutschland spielt und ein richtig interessantes Setting hat (Moor, Wald) und die Leseprobe mir sehr zugesagt hat, habe ich mich sofort in die Geschichte hineingestürzt. Mit sehr hohen Erwartungen, die leider nicht alle erfüllt worden sind …

Die Protagonistin, aus deren Sicht das Buch erzählt wird, wurde in der Leseprobe eigenwillig und anders dagestellt. Sie schien ihren eigenen Kopf zu haben und dabei hat sie sich nicht gescheut, auch die Waffen einer Frau einzusetzen, wenn ihr versteht, was ich meine. Umso enttäuschter war ich, als sie immer mehr zu einen dieser 0815-Heldinnen mutiert ist. Mit jeder Seite wurde sie blasser und mir unsympathischer. Sie wollte etwas, aber warum sie es wollte, das wurde nicht erklärt. So wundert man sich ständig als Leser, warum sie gerade das so tut wie sie es tut.

Auch die anderen Charaktere, eine Ansammlung von unterschiedlichen Stereotypen (Der Coole; das schöne Biest, das die Prota nicht mag und sich an ihren Typen ranmacht; das nette, rundliche Mädchen, mit der sich die Prota sehr gut versteht; der Loser, der natürlich eine Brille tragen muss, denn alle Loser tragen Brillen (nicht!); der Intelligente, der auch gutaussieht, rebellisch ist und zufälligerweise ist er auch der Love Interesst der Prota).

Die vielversprechende Handlung entwickelt sich rasch in Saeculum 2.0, nur dass hier nichts passiert. Irgendjemand mordet im Wald / Moor fröhlich vor sich hin und was macht die Gruppe? Die machen rein gar nichts. Beschuldigen sich gegenseitig (ohne einen ersichtlichen Grund) und handeln merkwürdig. 
Ja, merkwürdig, sprich nicht nachvollziehbar und grundlos. 
Da macht der Freund der Prota mit ihr Schluss, weil er gerne mit anderen Mädels auch etwas anfangen möchte. Verzieht sich mit dem hübschen Biest im Gebüsch, stöhnt herum!, kommt zurück und will die Prota wieder.
Das Biest, scheint sich an alle männlichen Wesen ranzumachen. Dem Loser jedoch, dem verpasst sie eine Kopfnuss! 
Der Coole, der das schöne Biest bisher gehasst hat und ihm sogar Schläge angedroht hat, mag sie auf einmal.
Ach ja, dass die Hübsche, die Prota ihrem sicheren Tod zurückgelassen hat und alle Beweise darauf hindeuten, da wird einfach mal sich überhaupt nicht eingelassen. Noch nicht einmal von der Protagonistin (außer dass sie zweimal etwas in die Richtung zu sich selber sagt).

Ich dachte, es würde kaum schlechter gehen. Beinahe hätte ich das Buch sogar abgebrochen, bis es sich endlich zusammengerissen hat. Endlich kam mit einem neuen Charakter mehr Bewegung und Spannung in das Ganze. Die Handlung ging plötzlich in die entegegen gesetzte Richtung. Es wurde sogar witzig!

Auch die Auflösung hat mir gefallen, obwohl sie vorhersehbar war. Gegen Ende hat die Autorin doch noch mich rumgekriegt, es war knapp, aber sie hat es geschafft.

Zum Stil kann man nicht viel sagen. Die Autorin schreibt kurz und prägnant, auf Schnörkel verzichtet sie komplett, was zur düsteren Atmosphäre passt.Dadurch kann man das Buch auch ziemlich schnell durchlesen, wenn man sich nicht vom Hänger in der Mitte abschrecken lässt.

In der Kürze liegt die Würze: 
Eine Kombination aus gewöhnlicher und ungewöhnlicher Handlung; einige Logiklücken; flache Charaktere; holprige Spannung

Bewertung:  
Bei diesem Buch fällt mir die Bewertung schwer. Es fing sehr gut an und wurde immer schlechter, dann wurde es wieder besser. Die größten Probleme hatte ich mit den Parallelen, die das Buch mit "Saeculum" von Ursula Poznanski hat. Einige Ideen, die beide Autorinnen hatten, sind sich so ähnlich, dass man unwillentlich beide Werke miteinander vergleicht und schaut, wer es besser gemacht hat. Da das Buch gegen Ende doch noch spannender wurde und sich in eine eigene Richtung entwickelt hat, verdient es ♥♥♥ Herzchen von mir.