Rezension

Ungewöhnliches Familienporträt

Familie und andere Trostpreise - Martine McDonagh

Familie und andere Trostpreise
von Martine McDonagh

Bewertet mit 4 Sternen

Eine unterhaltsame, nicht ganz leicht gängige Geschichte über die Suche eines jungen Mannes nach sich selbst und seiner Familie.

Der Amerikaner Sonny bekommt zu seinem 21. Geburtstag das Vermögen seines Vaters, des Guru Bim, vererbt. Sein Vormund Thomas überreicht ihm zeitgleich eine Liste mit Orten und Personen, die er in England aufsuchen soll, um seine Familiengeschichte zu ergründen. Sonny macht sich samt seinen ganzen Neurosen und seiner Drogenvergangenheit auf die Suche nach sich selbst.

Die Geschichte selbst ist reizvoll und ziemlich abgefahren. Die Begleitumstände der Situation und der Junge selbst sind merkwürdig und absurd. Es könnte alles in Abwegige abdriften bei der ganzen Esoterik, dem Zusammenleben in Kommunen, der ganzen Skurrilität. Tut es aber nicht. Die Autorin hat fast alles logisch und in vielen glaubwürdigen Details verpackt.

Nach und nach entsteht ein umfassendes Bild von Sonny und den anderen Personen. Dies ist insofern ganz angenehm, da es sowohl um positive als auch negative Eigenschaften der Beteiligten geht. Nur Sonny begegnet den großen Herausforderungen trotz seinen vielen Neurosen zu leicht – fügt sich zu leicht in die Geschichte. Immerhin war er drogenabhängig, hat viele Zwänge und Neurosen. Vielleicht passt dies aber auch zu der Art der Geschichte, die sich nicht allzu ernst nimmt und einen leichten Ton anschlägt.

Der Text liest sich fließend, ist in Briefform (der Junge schreibt an seine Mutter) geschrieben. Die Briefform ist günstig gewählt, da die Lesenden so Einblick in Sonnys Seelenleben und seine Gedanken bekommen. Die Erzählung ist sehr ausführlich und intensiv, hat eine kaum wahrnehmbare Spannung. Das Buch lässt sich deswegen zwischendurch immer wieder leicht weg legen. Die Lesenden sind gefordert immer wieder den Reiz der Geschichte zu erinnern, um das Buch wieder in die Hand zu nehmen. Wenn das geschafft ist lässt sich der Faden jedoch leicht wieder aufnehmen. Am Ende des Briefes angekommen hat sich ein rundes Bild von der Familiengeschichte ergeben.

Die Autorin Martine McDonagh hat in „Familie und andere Trostpreise“ eine unterhaltsame nicht ganz leicht gängige Geschichte über die Suche eines jungen Mannes nach sich selbst geschrieben. Eine absurde Reise beginnt - mit vielen skurrilen Begegnungen, klugen und nachdenklichen Tönen.