Rezension

Ungewöhnliches Setting für ungewöhnliche Story

The Girl Before - J. P. Delaney

The Girl Before
von J. P. Delaney

Bewertet mit 4 Sternen

"The Girl before" ist ein kurzweiliges, originelles Thriller-Lesevergnügen. Es geht nicht nur um zwei Frauen, die beide jeweils einen Schicksalsschlag hinter sich haben, sondern auch um das Refugium, in das sich beide zurückziehen möchten: ein karg designtes Edel-Haus, dessen potenzielle Mieter nach strengen Kriterien ausgewählt werden und die sich anschließend einem umfangreichen Regelkatalog in ihrem neuen Domizil unterwerfen müssen. Und hier kommt dann auch der seltsame Vermieter und dessen Vorgeschichte ins Spiel...

Neben den Protagonisten gewinnt das Haus, indem der Großteil der Handlung sich abspielt, eine besondere Bedeutung und teils erhält man als Leser den Eindruck, es verfügt über eine eigene Persönlichkeit - wenn natürlich auch eine von außen gelenkte. Es macht jedenfalls Spaß, sich die Wohnsituation mit all ihrem technischen Schnickschnack auszumalen. Die Charaktere sind nicht sonderlich tiefgehend beschrieben, warten aber durchaus mit der ein oder anderen Überraschung auf, die dem Roman einige Spannungsmomente verleihen.

Die Sprache ist leicht, gut gefallen hat mir das Erzählen auf zwei verschiedenen Ebenen: Der Leser taucht abwechselnd in das Leben von Vormieterin Emma sowie in das das aktuellen Mieterin, Jane, ein. Diese Zeitsprünge sind super gemacht und decken nach und nach die Wahrheit auf.

Einen halben Stern Abzug gibt es für die nicht immer ganz glaubwürdigen Charaktere. Vielleicht ziehen sich Menschen mit pathologischen Verhaltensweisen an, das mag sein, doch in diesem Buch sind mir zu viele davon versammelt und in dieser Ansammlung sind mir einige Verhaltensweisen einfach zu übertrieben gezeichnet, was - neben dem Zweifel, ob überhaupt jemand in ein Haus mit so vielen Regeln einziehen würde - für mich den logischen Erzählfluss etwas stört. Allerdings nicht übermäßig. Einen zweiten Stern Abzug gibt es für das Ende - das ist mir zu konstruiert und man hat auch den Eindruck, der Autor wolle nun flott zum Schluss kommen, weswegen flott eine Lösung hermusste.

Alles in allem ein unterhaltsamer Thriller mit frischen Ideen, den ich innerhalb von drei Tagen gelesen habe!