Rezension

Ungewöhnliches, wunderbares Buch

Das Erbe der Macht - Band 6: Schattenfrau - Andreas Suchanek

Das Erbe der Macht - Band 6: Schattenfrau
von Andreas Suchanek

Bewertet mit 5 Sternen

Bevor ich die Rezension schreibe, muss ich sagen, dieses Buch zu lesen macht nur Sinn, wenn man die fünf Vorgänger Bände gelesen hat.

Der sechste Band der Fantasy-Serie von Andreas Suchanek ist ein wahres Lesevegnügen. Der Band gliedert sich in drei Handlungssträngen, die am Ende de Buches nicht zusammen gefügt werden. Sie spielen unabhängig von einander an drei verschiedenen Orten und zum Teil in unterschiedlichen Zeiten und punkten mit unglaubliche Überraschungen und Wendungen.
Das Buch ist brillant geschrieben,der Schreibstil flüssig, modern und sehr gut lesbar.Der Roman  unterscheidet sich aber in drei Teilen von seinen fünf Vörgängern.

Erstens:
Der Autor hält den sonst üblichen Spannungsbogen nicht ein. Vom Prolog an spielt der Roman auf höchsten Spannungsniveau. Fast bis zur letzten Seite kommt der Leser nicht zum Luftholen, kann sich nicht eine Minute erholen. Man möchte sich auch gar nicht erholen, möchte nicht ein Wort missen. Jedes Kapitel steigert noch die Spannung und viele Kapitel halten Überraschungen oder sogar kleine Cliffhanger bereit, die in den nächsten Kapiteln aufgelöst werden. Das vorhersehbare Ende des Romans wollte ich nicht wahrhaben, wollte nicht, dass das Buch aufhört.

Zweitens:
Wie mittlerweile viele Leser wissen, hat der Autor Andreas Suchanek eine spitzbübische Freude daran seine Leser zu "quälen". Und dies ist ihm diesmal gelungen. Dieses Ende war fast sein Meisterwerk. In vielen Rezensionen zum Ende dieses Buch wurden von den Lesern Wörter benutzt wie Schock, versteinert, schockierend, sprachlos, Schockmoment, Trauma und viele andere Worte, die einen Schockzustand beschreiben. Das Ende des Romans ist einer der fiesesten Cliffhanger, den ich jemals gelesen habe. Und dazu kommt noch, dass das Ende eine Überraschung birgt, die für mich nicht vorhersehbar war. Ich gestehe, mir blieb der Mund offen vor Erstaunen. Einen Plot zu erfinden und passgenau auf diesen Moment hinzuarbeiten, das ist  Schriftstellerkunst.

Drittens:
Im Roman wird eine Figur beschrieben, die scheinbar das Böse in Person ist. Obwohl schon in den Bänden 1-5 klar wurde, dass diese Person eine sehr verletzte Person ist, war sie doch so tief böse und rachsüchtig, dass man schon als Leser Schiß vor ihr hatte.
Und dann kam dieser Band, der nicht wertete, sondern dem es sogar gelang, dass der Leser Verständnis entwickeln konnte, streckenweise sogar Mitleid empfand.
Hier wurde auf sehr eindrückliche Art Einsamkeit vermittelt, Verrat und Hilflosigkeit als Quelle einer Persönlichkeitsänderung begreiflich gemacht und der Leser entwickelt für das Böse schlechthin ein gewisses Verständnis.

Es ist nicht ganz leicht, die 3 Unterschiede zu erklären, wenn man nicht den Inhalt erzählen kann. Aber das Ende dieses Romans darf nicht spoilern.

Und wir armen Leser müssen noch 4 Wochen warten, bis der nächste Band erscheint.

Ich gebe diesem Buch 5 von 5 Sternen und bedauere, dass man nicht mehr geben kann.