Rezension

Ungewohnt kritisch...

Noah - Sebastian Fitzek

Noah
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 5 Sternen

Er weiß nicht, wie er heißt. Er kann sich nicht erinnern, wie er nach Berlin kam und seit wann er hier auf der Straße lebt. Seine Suche nach seiner Herkunft wird zu einer Tour de force. Für ihn und die gesamte Menschheit. Denn er ist das wesentliche Element in einer vernichtenden Verschwörung.

Ein Mann erwacht eines Tages mit einer Schussverletzung in einem Obdachlosenversteck unter der Berliner U-Bahn. Er weiß weder, wie er dorthin gekommen ist, noch wer er ist, muss allerdings schnell erkennen, dass man ihm von allen Seiten nach dem Leben trachtet. Der einzige Hinweis auf seine Identität findet sich eintätowiert in seinem Handballen: NOAH...
Auf der Suche nach seiner Erinnerung kommen nicht nur immer neue Menschen ins Spiel, die oft nur schwerlich in Freund und Feind zu unterscheiden sind, sondern v.a. auch erschütternde Tatsachen, die Noah erkennen lassen, dass er in etwas Ungeheuerliches verstrickt zu sein scheint. In ein erschütterndes Szenario von Gewalt und Willkür, Macht und Skrupellosigkeit.

Fitzek präsentiert uns hier einmal mehr einen vielschichtigen, unglaublich spannenden Thriller mit überraschenden Wendungen und kurzen Kapiteln, die fast durchgehend mit einem fiesen Cliffhanger enden, was einen fast schon zum Weiterlesen nötigt.
Beherrschendes Thema des Buches ist allerdings ein weltweites Problem, das niemand in den Griff zu bekommen scheint. Die Überbevölkerung der Erde bei gleichzeitig unverantwortlichem Umgang mit den begrenzten Ressourcen durch einige wenige Staaten. In Fitzeks Buch sieht die Lösung einiger Drahtzieher so aus, für eine neue Weltordnung zu sorgen, und zwar mittels Gewalt, da Appelle an die Einsicht der Menschheit erfahrungsgemäß nutzlos verpuffen. Der Plan dazu ist derart perfide, dass die Betroffenen nicht durchschauen können, was da gespielt wird - und einzig Noah im Besitz des Schlüssels zu sein scheint, durch den dieses Vorhaben entweder erfolgreich in die Tat umgesetzt werden oder aber in letzter Sekunde gestoppt werden kann.

Der Mensch als die Wurzel allen Übels und die Überbevölkerung als die Quelle aller Probleme, die unser Leben bedrohen: Energiekrise, Klimawandel, Dürre, Hunger, Armut, Kriege... Fitzek hierzu: "Ein Teil der Menschheit lebt so, als ob wir sechs weitere Planeten im Keller hätten, der andere zahlt die Rechnung." Da sind Konflikte vorprogrammiert.
Fitzeks neuester Thriller spielt ein mögliches Szenario durch, das sich mit dieser Thematik befasst und eine wenn auch überaus perfide Lösung für das geschilderte Problem darstellen könnte. Zu meinem Erschrecken keine Lösung, die ich mir nicht zumindest in ähnlicher Form durchaus vorstellen könnte. Fitzek, der sich lt. eigenen Äußerungen ähnlich ohnmächtig angesichts dieser Problematik fühlt wie ich und wohl die meisten anderen Leser auch, äußert sich in seinem Thriller ungewohnt gesellschaftskritisch. V.a. das Unverständnis über das allgemein vorherrschende Phlegma angesichts der bekannten negativen Entwicklungen, die mit der zunehmenden Überbevölkerung bzw. Verschwendung der Ressourcen einhergehen, wird immer wieder thematisiert.

Doch ist dies letztlich kein Sachbuch, sondern ein Thriller, der seinen Zweck für mich vollauf erfüllt: spannend bis zum Schluss, diesmal allerdings zusätzlich mit Stoff zum Nachdenken auch über das Buch hinaus.
Doch mehr als einen Gedankenanstoß erhofft auch Fitzek sich nicht - denn mit einem Buch die Menschheit vor dem sicheren Untergang zu bewahren, "ich fürchte, das wird weder mir noch einem anderen Autoren jemals gelingen können"...

Ein anderer Fitzek, aber wieder einmal sehr empfehlenswert!

© Parden