Rezension

unglaublich

Die Jahre der Schwalben - Ulrike Renk

Die Jahre der Schwalben
von Ulrike Renk

"Die Jahre der Schwalben" von der Autorin Ulrike Renk ist nun der zweite Teil der großen Ostpreußensaga. Es ist in weiten Teilen eine fiktive Geschichte und doch beruht sie auf der wahren Lebensgeschichte von Friederike Wilhelmine von Plato.

Wir befinden uns mittlerweile im Jahr 1930. Frederike von Weidenfels hat mittlerweile Ax von Stieglitz geheiratet und lebt nun auf Sobotka. Leider mußte Frederike kurz nach der Hochzeit erfahren, das Ax schwer krank ist. Frederike muß das Gut mit der Trakehnerzucht selbständig bewirtschaften, währende Ax in Davos ist. Die junge Frederike hat es nicht leicht auf Gut Sobotka. Und als Ax dann stirbt, trägt sie plötzlich allein die Verantwortung für das große Gut. Frederike weiß nicht wo ihr der Kopf steht, es folgen schwere Jahre der Verzweiflung und der Einsamkeit. Und dann tritt Gebhard von Mansfeld in ihr Leben. Frederike beginnt wieder an das Glück zu glauben. Doch dann kommt Hitler an die Macht und plötzlich weiß Frederike nicht mehr, ob sie und ihre Liebsten noch sicher sind.

Schwer beeindruckt habe ich das atemberaubende Buch aus der Hand gelegt. Es war schön wieder auf alte Bekannte zu treffen, auch wenn die Umstände nicht gerade glücklich waren. Der unglaubliche Schreibstil der Autorin hat dafür gesorgt, dass ich sofort wieder in die Geschichte eingetaucht bin. Ich durfte Frederike ja schon einige Zeit in ihrem Leben begleiten, habe ihre schöne Kindheit auf Feenhusen miterlebt und habe gehofft, dass sie mit ihrer großen Liebe Ax von Stieglitz glücklich wird. Doch das Schicksal hat wieder einmal grausam zugeschlagen. Ich habe Frederike für ihre Mut, ihre Tapferkeit und für ihren Fleiß bewundert. Als junge Frau hat sie sich dieser großen Herausforderung ein Gut zu führen gestellt. Schön, dass sie in ihrem Stiefvater oft Unterstützung gefunden hat. Ihre Mutter Stefanie hätte ich gerne ab und an geschüttelt, sie erschien mir oft hartherzig und ungerecht. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich auch die Wolfszucht vor mir und die Hingabe von Frederike, wie sie sich um die Tiere gekümmert hat. Es ist wirklich alles so herrlich beschrieben, ich kann mir das Leben auf dem Gut bildlich vorstellen. Und auch die köstlichen Gerüche aus der Küche habe ich noch in der Nase. Gefreut habe ich mich, als Frederike in Gebhard wieder einen Vertrauten gefunden hat. Zwischen den beiden war ja dieses zarte Knistern zu spüren. Und bei manchen Szenen konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Man merkt einfach wie sich Frederike weiterentwickelt und welche Gedanken sie sich über ihr zufünftiges Leben macht. Aber dann kam das dritte Reich und damit auch das Gänsehautfeeling. Was sich nun alles auf den Gütern und mit den Menschen abgespielt hat, ist einfach nicht in Worte zu fassen. Hier wird uns längst vergangene Geschichte, die mich immer wieder sehr berührt, nahe gebracht. Eine wirklich graumsame Zeit begann und somit auch die Angst um viele geliebte Menschen. Und auch Frederike und ihre Familie wurden nicht verschont. Aber wie es mit dem Leben der Adeligen weitergeht erfahren wir in der Fortsetzung, auf die ich mich schon riesig freue.

Für mich war diese atemberaubende Geschichte wieder ein absolutes Lesehighlight, das mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Auch die Einleitung die Güter, die Bewohner und die wichtigsten Leute hat mir super gefallen. Und auch der Anhang, indem die Autorin erkärt, was "Wahr" ist an der Geschichte hat mich beeindruckt. Das Cover ist sowieso wieder ein echter Hingucker. Selbstveständlich vergebe ich gerne 5 Sterne (leider können es nicht mehr sein).