Rezension

Unglaublich aber leider wahr

Das Mädchen und der Träumer - Dacia Maraini

Das Mädchen und der Träumer
von Dacia Maraini

Bewertet mit 4 Sternen

Dacia Maraini, setzt sich vor allem für die Rechte der Frauen ein und war in Italien die erste Schriftstellerin, die sich mit so brisanten Themen wie Prostitution oder Vergewaltigung beschäftigte. Anfang dieses Jahres veröffentlichte sie ihr aktuelles Buch „Das Mädchen und der Träumer“. Auch in diesem Buch stehen die Frauen bzw. in diesem Fall die Mädchen im Mittelpunkt. Leider mag man an dieser Stelle schon fast schreiben, denn die Geschichte dreht sich um Kinderbordelle oder um Arten der Pädophilie.

Maraini packt diese schwierigen Thematiken in eine ansprechende Geschichte. Der Hauptprotagonst Nani Sapienza ist Lehrer und wohnt in einer kleinen italienischen Stadt. Das Schicksal hat ihm übel mitgespielt, denn das Ehepaar Sapienza verlor ihre gemeinsame Tochter durch eine schwere Krankheit. Nach diesem tragischen Ereignis verlässt ihn auch seine Frau Anita und zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus. Als er eines Tages krank zu Hause im Bett liegt, träumt er von einem Mädchen mit rotem Mantel, das sich zwar nach ihm umblickt, aber in dem Moment verschwindet, als Nani mit ihr sprechen möchte. Kurz darauf erfährt er durch die Nachrichten im Radio, dass am Morgen ein achtjähriges Mädchen auf dem Weg zur Schule spurlos verschwunden ist. Sie trug einen roten Mantel und weiße Stiefel. Der Lehrer ist fassungslos, hat er doch genau von diesem Mädchen geträumt. Doch wie kann das sein? Er ist besitzt doch keine hellseherischen Fähigkeiten, oder? Die Geschichte lässt Sapienza nicht mehr los und als diese Meldung, dann auf Grund mangelnder neuer Erkenntnisse, wieder langsam aus den Medien verschwindet, beginnt er selbst Nachforschungen anzustellen, nach Spuren zu suchen und Betroffene zu befragen. Aber es dauert nicht lange, bis ihn seine obsessive Suche selbst in Bedrängnis bringt.

„Das Mädchen und der Träumer“ ist mein erstes Buch der bekannten Schriftstellerin. Mir hat vor allem ihr einnehmender und leichter Schreibstil gefallen, der mich bereits nach den ersten Seiten in Beschlag genommen hat. An den einen oder anderen Textstellen hatte ich dann aber doch ein bisschen zu „knabbern“. Schließlich dreht es sich ja nicht um rein erfundene Szenen, sondern um den realistischen Wahnsinn, den es in der Welt gibt und mit dem man sich sonst, zum Glück, nicht beschäftigen muss. Ein anderes Thema, von der die Geschichte handelt, ist generell die Stellung der Kinder in der Gesellschaft und die Frage ob Schulbildung die Heranwachsenden nicht zu mündigen, selbstbewussten und selbst denkenden Menschen befähigen sollte. Eine Fragestellung, die spätestens nach der nächsten Bildungsstudie, auch bei uns im Land, wieder zum hochbrisanten Thema wird.

 

Fazit:

Ein facettenreicher Roman, der seine Leser durch einen ansprechenden Schreibstil und der richtigen Portion Spannung durch die Seiten trägt.