Rezension

Unglaublich, aber unglablich mitrreißend

Das Alphabethaus - Jussi Adler-Olsen

Das Alphabethaus
von Jussi Adler-Olsen

Bewertet mit 4 Sternen

Bryan und James, zwei junge britische Kampfpiloten im WK II, Freunde seit frühester Jugend, werden bei einem Aufklärungsflug  über Deutschland abgeschossen. Bei ihrer abenteuerlichen Flucht vor den Deutschen landen sie in einem Lazarettzug voll verwundeter SS-Offiziere. Beide nehmen die Identität eines jeweils sterbenden Deutschen an, nicht ahnend, dass dieser Schachzug sie geradewegs in die Hölle befördert. Wochen und monatelang müssen die beiden in einem Lazarett für schwerst traumatisierte SS-Angehörige, der Sprache beraubt, um sich nicht als Briten zu identifizieren, sich unsäglichen Behandlungen und Torturen aussetzen. Aber die beiden sind nicht die einzigen, die ihren Geisteszustand simulieren….

Bryan, dem letztlich die Flucht gelingt, schafft es, ein normales Leben in England aufzubauen, wird Arzt, heiratet. Jahrzehnte später kommt er in das verhasste Deutschland zurück, unermüdlich auf der Suche nach James, der seit dem Krieg als verschollen gilt.

Jussi Adler Olsen schafft mit diesem Roman eine ganz besonders bedrohliche und erschreckende Atmosphäre. Auch wenn die Geschichte der beiden Piloten nicht immer realistisch erscheint, die Schilderung der Qualen und des Grauens, dem sie ausgesetzt sind, machen einige unlogische Unzulänglichkeiten wieder wett. In gewohnt mitreißender Art holt der dänische Autor den Leser ab und befördert ihn an Orte des Schreckens.

Der Roman scheint aus medizinisch psychologischer Sicht gut recherchiert, trotzdem bleibt ein wenig das Unvermögen zu glauben, was ein Mensch tatsächlich alles aushalten und überleben kann. Die Auslöschung einer Identität aufgrund physische und vor allem psychischer Gewalt scheint kaum aushaltbar.

Aufgrund der erzählerischen Professionalität war der Roman  für mich ein wahrer Pageturner, die Geschichte der beiden jungen Männer wird mich so bald nicht loslassen,