Rezension

Unglaubliche Geschichten vom Meister des Zufalls

Das rote Notizbuch - Paul Auster

Das rote Notizbuch
von Paul Auster

Bewertet mit 4 Sternen

Nach dem 1200-Seiten Wälzer „4 3 2 1“ bot mir dieses Büchlein von Paul Auster wahrlich ein Kontrastprogramm. Es handelt sich um ein Tagebuch aus dem Jahr 1995, in dem Auster Ereignisse aus seinem Leben und aus dem Leben von Freunden festgehalten hat. Die 15 Mini-Geschichten sind nun erstmals auf Deutsch erschienen.

Auster widmet sich darin wieder einmal seinem Lieblingsthema: dem Zufall. Auch in seinen Romanen spielt dieser sehr häufig eine zentrale Rolle. Das Besondere an dem roten Notizbuch ist jedoch, dass es sich um wahre Begebenheiten handelt – das versichert zumindest der Autor. In manchen Geschichten fällt es einem schwer, dies zu glauben.

Überraschende Begegnungen und schicksalhafte Fügungen versetzen den Leser nicht nur ins Staunen, sondern geben auch viel Interessantes über das Leben des Schriftstellers preis. Auster erinnert sich zum Beispiel daran, wie er mit seiner Freundin das Haus eines Bekannten in Südfrankreich betreute und die Zubereitung eines Zwiebelkuchens völlig misslang. Erst wurde er zu früh, dann viel zu spät aus dem Ofen genommen. Glücklicherweise traf just ein Bekannter ein, der das ausgehungerte Paar zum Essen einlud.

Ein fremder Anrufer, der sich offensichtlich zwei Mal verwählte und nach einer Pinkerton Detektei fragte, brachte Auster auf die Idee zu dem Roman „Stadt aus Glas“. Und dass er Schriftsteller geworden ist, verdanken wir möglicherweise einem nahezu traumatischen Erlebnis in seiner Kindheit: Nach einem Baseballspiel ging ihm ein Autogramm seines Lieblingsbaseballspielers durch die Lappen, weil er keinen Stift dabei hatte. Seitdem achtet er immer darauf, einen bei sich zu tragen, um sich Notizen, Ideen und so unglaubliche Stories notieren zu können wie in diesem roten Notizbuch.