Rezension

Unglaublicher Ideenreichtum!

Drei Tropfen Dunkelheit
von Angelika Diem

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt

Um sich endgültig als als Vollstreckerin zu beweisen und ihre Ausbildung abzuschließen, braucht Caitlynn den positiven Bericht eines erfahrenen Vollstreckers. Als auf Schloss Maesinar, einer Charisma-Schule, eine Lehrerin ermordet wird, wird Caitlynn dorthin ausgesandt, um den Fall gemeinsam mit dem Vollstrecker Belard aufzuklären.
Doch dieser scheint weder von ihr noch von sorgfältigen Ermittlungen viel zu halten und eher darauf erpicht zu sein, den Fall so schnell wie möglich zu lösen. Caitlynn ist entsetzt, wie viele Details er übersieht und wievielen Spuren er nicht nachgeht, doch sie kann es sich nicht leisten, sich gegen ihn zu stellen und seine Meinung von ihr zu verderben. Doch dann geht Belard einen Schritt zu weit.

Meinung

"Drei Tropfen Dunkelheit" ist der zweite Band der "Vollstrecker der Königin-Reihe, zu der noch der erste Band (die Novelle "Der Baeldin-Mord") und ein Buch mit Kurzgeschichten über Caitlynns Vergangenheit ("Das grüne Tuch") gehören. Meinem Gefühl nach kann man diesen Band aber auch lesen, ohne den ersten zu kennen, da es hier mehr Anspielungen auf Caitlynns ältere Vergangenheit als auf ihren letzten Fall gibt. Eventuell wäre es eher sinnvoll, "Das grüne Tuch" vorher gelesen zu haben, was ich definitiv noch nachholen werde.

Wie bereits in "Der Baeldin-Mord" hat mir auch hier die Welt, die Angelika Diem geschaffen hat, ausgesprochen gut gefallen, zumal man in diesem längeren Buch noch besser darin eintauchen kann. Die Art, auf die hier eine Art Magie praktiziert wird - das Charisma -, das Konzept der Türme, die je nach Farbe in einem anderen Spezialgebiet ausbilden, die Tatsache, dass es eine Göttin gibt und die Anspielungen auf vergangene Ereignisse, die deutlich machen, dass die Autorin sich für ihre Welt auch eine komplexe Geschichte ausgedacht hat - das alles ist in meinen Augen schon beeindruckend genug, um das Buch weiterzuempfehlen.

Ungewöhnlich wird das Buch auch durch die Mischung aus gut durchdachter Fantasygeschichte und Kriminalroman, denn auch diesmal ist Caitlynn wieder in einen mysteriösen Mordfall verwickelt. Ich fand es sehr gelungen, wie nach und nach diverse Geheimnisse der Schlossbewohner*innen aufgedeckt und der Verdacht auf verschiedene Personen gelenkt wurde, bis der Fall schließlich auf recht überraschende Weise aufgelöst wird.

Dabei ist es erstaunlich, wie gut es der Autorin trotz der großen Vielfalt an Personen gelingt, diese in nur wenigen Auftritten sehr anschaulich zu charakterisieren. Trotzdem wird man gerade über die Figuren, die wohl in weiteren Bänden noch eine Rolle spielen könnten, noch soweit im Unklaren gelassen, dass man gerne weitere Bücher über Caitlynn und ihre Abenteuer lesen würde.
Generell machten gerade die vielen geheimnisvollen Andeutungen über Caitlynn, ihre Vergangenheit und ihre Beziehung zu bestimmten Figuren (ihre Schwester, ihr Bruder, Alban) absolut neugierig und es gefiel mir, dass in dieser Hinsicht Fragen offengelassen wurden.
Was ich gerade aufgrund der Originalität der anderen Figuren so schade fand, war, dass Caitlynn mir recht glatt und viel zu perfekt vorkam. Sie hat ein extrem starkes Charisma, mit dem sie wunderbar umgehen kann, ist klug, kann kämpfen, lässt sich nicht unterkriegen - Das alles macht sie zwar sympathisch, doch ein paar menschliche Fehler hätten ihr durchaus gutgetan. In dieser Hinsicht hätten weitere Bände der Reihe definitiv noch Entwicklungspotential.

Woran ich mich auch immer noch nicht ganz gewöhnen konnte, waren die Namen der Berufe, die stets mit Bindestrichen verbunden sind: Vollstreckerin-der-Gerechtigkeit, Hüter-des-Geheimeissens, Wächterin-der-Wege. Nach wie vor finde ich diese Schreibweise unschön zu lesen und nicht wirklich nachvollziehbar, zumal Bezeichnungen wie Erste Herrin normal geschrieben sind und dadurch nicht weniger eindrucksvoll wirken. An einer Stelle hat wohl auch die Autorin selbst die Bindestriche vergessen und Wächterin der Wege getrennt geschrieben (S. 146).
Dass es vorne im Buch eine Karte gibt, hat mir gut gefallen. Leider ist diese sehr verpixelt und man kann nur den größeren, durch eine Lupe hervorgehobenen Teil erkennen. Selbst diese ist allerdings sehr grob, sodass man viele der erwähnten Orte dort nicht finden kann, sodass sich mir der Sinn der Karte für die Lektüre nicht immer erschlossen hat.

Fazit

Bei "Der Tropfen Dunkelheit" handelt es sich um eine gelungene Mischung aus Fantasy und Krimi, die in einer gut durchdachten und überaus faszinierenden Welt spielt. Die verschiedenen Figuren und die gelungene Krimihandlung, die durch ihre diversen Geheimnisse entsteht, haben mir gut gefallen, ebenso wie die vielen offenen Fragen, die Lust auf mehr machen.
Nur die Protagonistin Caitlynn war mir leider, wenn auch sympathisch, zu glatt und zu perfekt.