Rezension

Unheimlich berührend!

Ein ganzes halbes Jahr - Jojo Moyes

Ein ganzes halbes Jahr
von Jojo Moyes

„Verstohlen sah ich Will an. Er war völlig versunken, ganz unbefangen. Ich wandte den Blick ab, scheute mich mit einem Mal, ihn anzusehen. Ich fürchtete mich davor, seine Gefühle zu spüren, das Ausmaß dessen, was er verloren hatte, das Ausmaß seiner Ängste. Will Traynors Leben war so weit von meinen Erfahrungen entfernt. Wer war ich, ihm zu erklären, wie er sein Leben leben sollte?“ -S.236

Inhalt:
Louisa ist es gewohnt, mit ihrem Gehalt als Kellnerin ihre Familie zu unterstützen. Doch dann verliert sie unerwartet ihren Job und sie muss das Angebot annehmen, als Pflegekraft für den gelähmten Will Traynor zu arbeiten. Sie fühlt sich überfordert mit der Situation und dem schroffen jungen Mann. Doch dann nähern sie und Will sich an, aus Abneigung wird Freundschaft und aus Freundschaft bald eine zarte, zerbrechliche Zuneigung. Doch Louisas und Wills gemeinsame Zeit ist begrenzt, auf ein ganzes halbes Jahr.

Meine Meinung:
Es gibt diese Bücher, die einen noch lange nach dem Lesen beschäftigen und zum Nachdenken anregen und „Ein ganzes halbes Jahr“ ist eines davon.
Auf eine sehr berührende Art und Weise erzählt die Autorin die Geschichte von Louisa und Will, die den Leser ab der ersten Seite fesselt und mitten in das Geschehen zieht.
Der Schreibstil ist recht einfach gehalten, doch er beschreibt die Gefühle und Gedanken der Protagonistin sehr echt und ergreifend.
Ich habe vor allem zum Ende hin bitterlich geweint und das schaffen wirklich nicht viele Bücher. Hier wird ein Thema behandelt, an dem sich bestimmt viele Geister scheiden werden und zu vielen Diskussionen anregen wird. Meiner Meinung nach wurde eben dieses aber von der Autorin sehr gut behandelt und genau diese Art, wie mit diesem schwierigen Thema umgegangen wird, macht dieses Buch so besonders. Jetzt fragt man sich wahrscheinlich, warum ich so um den heißen Brei herum rede, aber ich möchte einfach nicht zu viel verraten. Denn genau das war ebenfalls ein großer Pluspunkt der Geschichte: ich wusste bis zum Schluss nicht, wie es wohl ausgehen würde. Konnte mich dann aber doch mit dem Ende arrangieren.

Louisa, kurz Lou ist einer dieser quirligen, besonderen Charaktere, die man sofort in sein Herz schließt und ich hätte mir keine bessere Protagonistin für diese Art von Geschichte vorstellen können. Denn sie bringt mir ihrer aufgeweckten Art genau die richtige Prise Humor in diese sonst sehr traurige Geschichte herein und hebt in der ein oder anderen Situation das Stimmungsbild.
Die Autorin schafft es, eine gewisse Dramatik zu erzeugen, die aber zu keiner Zeit überzogen oder aufgesetzt wirkt, sondern sehr echt und ergreifend.
Die Ganze Geschichte lebt im Endeffekt von den Gefühlen, die sie dem Leser vermittelt. Man lacht,  weint und leidet mit den Charakteren mit, die allesamt sehr greifbar gestaltet sind.

Die Beziehung zwischen Will und Louisa wird sehr schön und glaubhaft beschrieben. Die Annäherung erfolgt nur sehr langsam und zaghaft, doch so ist der Leser jederzeit mit dabei und kann die Gefühle der Charaktere sehr genau nachvollziehen. Man erlebt die Entwicklung beider Charaktere, denn Louisa schafft es nicht nur Will zu verändern, sondern Will verändert auch sie.
Diese beiden haben die ganze Zeit eine so unglaubliche Nähe zum Leser. Man hat eigentlich keine andere Wahl, als sie sofort ins Herz zu schließen.

Hin und wieder wechselt die Perspektive auch zu anderen Nebencharakteren im Umfeld der beiden. Das war vor allem gut, um auch mal die Situationen aus anderen Blickwinkeln zu beobachten. Dies hat aber nie den Lesefluss gestört und bot eine nette Abwechslung von der Perspektive der Protagonistin Louisa.

Fazit:
„Ein ganzes halbes Jahr“ ist ein ganz besonderes Buch, das den Leser auf eine Art und Weise berührt, die noch lange nach dem Lesen nachhallt. Ich würde es sofort jedem empfehlen, nein, gar aufdrängen, der gerne romantische, berührende und lustige Dramen liest.
Eines der besten Bücher, die ich bisher gelesen habe.