Rezension

Unheimlich intensiv

Im Sommer wieder Fahrrad - Lea Streisand

Im Sommer wieder Fahrrad
von Lea Streisand

Bewertet mit 5 Sternen

„Im Sommer wieder Fahrrad“ bin ich angegangen, ohne eine so tiefgründige und berühende, offensichtlich autobiographische, Geschichte zu erwarten. Die Leseprobe hatte mich überzeugt und getrieben war ich beim Wunsch nach diesem Buch vor allem durch das offensichtlich enge Verhältnis der Protagonistin zu ihrer Großmutter, denn auch ich wurde von meinen Großeltern immer sehr eng begleitet.
Das Buch erzählt von zwei Zeit- und Handlungsebenen, die natürlich miteinander verknüpft sind. Zum einen geht es um „Mütterchen“, Leas Großmutter, die in der Kriegs- und Nachkriegszeit als Schauspielerin und Regieassistentin die Bühnenluft liebte und den Schwierigkeiten des Lebens mit patenter und tatkräftiger Art entgegentrat. Mütterchen ist ganz anders als die typische Großmutter, aber einfach wunderbar ehrlich und geradeheraus. Vielleicht war ich nicht die Einzige, die durch die verschiedenen Namensgebungen teilweise verwirrt wurde, daher hier eine Zusammenfassung: Mütterchen heißt eigentlich Hildegard, hat aber den Künstlernamen Ellis. Ihre Tochter Renate (Leas Tante) wird „Knopsi“ genannt und Leas Mutter „Krümel“. Wenn man sich das einmal angewöhnt hat, liest sich die Geschichte einfach wunderbar familiär.
Der zweite Handlungsstrang ist für mich extrem intensiv gewesen. Eigentlich vermeide ich aus persönlichen Gründen, Bücher über Krebserkrankungen zu lesen, allerdings ist dieses Thema in diesem Buch ein sehr großer Teil. Lea erkrankt zu Beginn an einem Tumor und muss sich nicht nur der Bestrahlung, sondern auch einer Chemotherapie stellen. Ihre Erlebnisse sind ungeschönt, schrecklich und intensiv dargestellt, was mich sehr berührt hat und irgendwie auch gutgetan hat. Sie spricht so offen über die Schere zwischen der eigenen Emotionalität und Angst und den Ängsten des Umfeldes, mit denen man auch noch konfrontiert wird, dass ich mich 100% in die Geschichte einfühlen konnte und das Buch mit unheimlicher Spannung gelesen habe.
Ein klarer und kurzweiliger Erzählstil, der sehr persönlich ist und den Leser wirklich fesselt. Für mich ein Highlight!