Rezension

Unsterbliche Schatten

Die unsterbliche Familie Salz
von Christopher Kloeble

 

Das Leben von vier Generationen einer Familie und ihre Schicksale in einem Zeitraum von einhundert Jahren  -  was gerät in Vergessenheit, verschwindet; was wird weitergegeben und „unsterblich“, so wie es der Titel formuliert?

Christopher Kloeble geht diesen Fragen auf sehr eindrucksvolle und unterhaltsame Weise in seinem neuen Roman nach, in dem er seinen Lesern einen ausführlichen Einblick in das Leben der Mitglieder der Familie Salz gewährt.

Der Roman beginnt mit der Erzählung Lolas, der Tochter von Rosa und Herrn Salz (wie Lola ihren Vater stets nennt), dem Erwerber des Hotels „Fürstenhof“ in Leipzig. Sie, die als alte Frau viele Jahre im Wachkoma in besagtem Hotel zubringt, schildert ihr Leben einem imaginären Zuhörer. Mit den Schattenrissen ihrer Familie aufgewachsen, die ihre Mutter liebevoll anfertigt, lässt die Existenz menschlicher Schatten und deren Bedeutung sie zeitlebens nicht los. Ihre These „Schatten verraten immer die Wahrheit“ dominiert ihr ganzes Dasein. Und nicht nur das: Auch durch die Lebensläufe ihrer Kinder, Enkel, sogar Urenkel zieht sich das Thema „Schatten“ in jeweils unterschiedlichen Ausprägungen und beeinflusst deren Leben. Doch auch der „Fürstenhof“ hinterlässt Spuren, bei Lola wie auch ihren Nachkommen.

So wird schnell deutlich, warum die Familie Salz „unsterblich“ ist: der Einfluss vorhergehender Generationen, ihr vererbter „Schatten“, lässt sich nicht so einfach abschütteln, sondern  wirkt auf die eine oder andere Weise auf das Leben der Nachgeborenen ein.

Kloeble schlägt einen leichten Erzählton an, schildert komische und tragische Ereignisse emotional, ohne rührselig zu sein. Stets ist eine Spur Humor dabei zu spüren, manchmal Galgenhumor. Doch die Leichtigkeit seiner Schreibweise täuscht nicht darüber hinweg, dass sein Roman keinesfalls banal oder „leichte Kost“ ist. Der Autor beleuchtet die lange Geschichte der Familie aus diversen  Perspektiven; zu Wort kommen mehrere Familienmitglieder unterschiedlicher Generationen, deren Sicht der Dinge am Ende des Romans ein komplettes, klares Bild ergibt. Seine Protagonisten wirken echt, ebenso menschlich und glaubwürdig erscheinen ihre Probleme, die den Leser unmittelbar berühren. Zusätzliche Lebendigkeit und Authentizität verleiht dem Roman der Apekt, dass die schicksalhaften Ereignisse im Leben der Familie Salz mit einem konkreten historischen Hintergrund verwoben sind.

„Die unsterbliche Familie Salz“ ist für mich einer beeindruckendsten Familienromane, die in  diesem Jahr erschienen sind.