Rezension

Unterhaltsam aber die Spannung fehlte

Das Küstengrab
von Eric Berg

Bewertet mit 3 Sternen

Nach 23 Jahren kehrt Lea das erste mal wieder zurück in ihr kleines Heimatdorf auf der Insel Poel. Dort trifft sie auch das erste Mal ihre Schwester Sabina wieder. Beide haben einen schweren Unfall. Nach vier Monaten, im September 2013, wird Lea aus dem Krankenhaus entlassen. Monate voller Operationen liegen hinter ihr und voller Therapien. Ihr sind nur ihre Narben und eine Amnesie geblieben. Sie hat keine Ahnung mehr, was an den beiden Tagen auf Poel geschehen ist und warum sie einen Unfall hatte. Gegen den Rat ihrer Therapeutin fährt sie zurück, um heraus zu finden, was nur passiert ist. Doch die Aussagen ihrer alten Freunde sind widersprüchlich und bald weiß sie nicht mehr, wem sie noch trauen kann.

Meinung

Schreibstil

Der Schreibstil war sehr einfach und schlicht. Das Buch lies sich locker-leicht durchlesen und Eric Berg schaffte es, mir das Gefühl zu geben, wirklich auf Poel zu sein. Die Küsten, das Licht, das Wetter, all das hat er sehr bildlich und greifbar beschrieben. Aber leider fehlte mir etwas die Spannung, vor allem für einen Kriminalroman.

Charaktere

Zum einen haben wir da Lea, von der die Geschichte quasi heute, also im September 2013, erzählt wird. Wir lernen etwas über sie damals und ihr Leben seit ihrem Aufbruch aus Poel kennen. Ich muss sagen, sie war ziemlich überheblich und arrogant. Das hat sich allerdings nach dem Unfall geändert, sie ist viel bodenständiger geworden und kennt sich selbst nicht mehr. Die alte Lea findet sie nun selber nicht mehr sonderlich gut. Verzweifelt versucht sie herauszufinden, was passiert ist und kehrt erneut nach Poel zurück.

Sabina, ihre Schwester, erzählt uns, was im Mai 2013 passierte, als die beiden den schweren Unfall hatten, bei dem Lea schwer verletzt und Sabina getötet wurde. Sie ist eher robust und hart, alles andere als perfekt und das genau Gegenteil von Lea, der immer alles zugeflogen kam. Beide hassen sich seit Jahren und haben nach 23 Jahren das erste mal wieder Kontakt.

Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Charaktere, die überwiegend aus dem alten Freundeskreis kommen. Harry, der mittlerweile der Looser ist, Margarethe, seine Schwester, die versucht ein bisschen Geld einzubringen, hart und robust und teilweise unfair ist, sich aber um ihre schwerkranke, alte Mutter kümmert. Mike, der denkt, mit Geld kann er die Welt regieren und mit Alkohol alles andere vergessen. Jacqueline, die mittlerweile mit Mike verheiratet ist und immer noch nicht von den Drogen wegkommt, in die sie damals und vor allem bei ihrem kurzen Ausflug nach Hollywood gerutscht ist. Und Pierre, der damals unscheinbar und schüchtern war, jetzt der nicht gerade arme Landarzt ist und Lea einen Stütze in dieser schweren Zeit.

Die Personen waren alle gut und durchdacht dargestellt, jeden konnte man kennen lernen. So richtig sympathisch muss ich sagen fand ich aber keinen, nicht mal Lea oder Sabina. Aber irgendwie fand ich es auch gut, dass keiner so richtig sympathisch rüber kam. Denn alle haben etwas zu verbergen, sind in einem Netz aus Lügen gefangen und haben ihre Fehler, die wir als Leser knallhart aufgetischt bekommen.

Geschichte

Lea versucht durch einen erneuten Besuch auf der Insel, die Antworten auf ihre Fragen zu finden. Warum ist sie im Mai so plötzlich wieder nach Poel gereist? Warum ausgerechnet mit der Schwester, mit der sie sich nie verstanden hat? Was haben sie gemacht? Warum hatten sie auf trockener und gerader Fahrbahn einen so schweren Unfall, bei dem sie ihr Gedächtnis rund um den Mai 2013 und ihre Schwester verlor? Gegen den Rat ihrer Ärzte versucht sie in Poel die Antworten zu finden. Doch ihre Clique ist lange nicht mehr das, was sie mal war. Und statt die Wahrheit zu finden, wird sie mit in ein Netz voller Lügen eingesponnen und weiß kaum noch, wem sie noch trauen kann.

Ich fand es gut, dass wir als Leser immer einen Schritt voraus waren, indem wir auch die Geschehnisse im Mai zur Zeit des Unfalls erleben. Insgesamt war die Entwicklung vorhersehbar und man rechnete schnell mit dem, was am Ende auch heraus kam. Lediglich eine Wendung hatt Eric Berg eingebaut, mit der ich gar nicht gerechnet hatte, von der ich aber auch nicht wirklich weiß, ob ich sie gut finde. Aber sie war eben da und so ok. Insgesamt hat mir aber die Spannung gefehlt. Es war eine gute Geschichte, die sich schnell lesen lies und die mich auch neugierig machte. Aber wirkliche Spannungsmomente waren selten da.

Fazit

Ein nette Geschichte, die mich unterhalten hat und meine Neugierde weckte. Die Charaktere waren durchdacht und authentisch, ihre Fehler wurden uns knallhart serviert, was sie alle nicht sympathisch machte aber passend zur Geschichte. Für einen Kriminalroman hat mir aber eindeutig die Spannung gefehlt. Deshalb gibt es drei Sterne für das Küstengrab.