Rezension

Unterhaltsam, aber leider ein wenig vorhersehbar und spannungslos

Ein Schreibtisch voller Träume
von Rachel Hauck

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Schreibtisch voller Träume“ der Bestsellerautorin Rachel Hauck ist ein romantischer Liebesroman und handelt von zwei Frauen, die beide dieselbe Leidenschaft teilen und über Jahrhunderte hinweg miteinander verbunden sind. Geschildert wird der Roman auf zwei Zeitebenen von einem Erzähler.

In der Gegenwart geht es um die 29-jährige Tenley Roth, deren erster Roman unerwartet ein Bestseller und durch einen angesehenen literarischen Preis ausgezeichnet wurde. Nun soll sie einen weiteren Roman schreiben und an den vorherigen Erfolg anknüpfen. Dies setzt sie ziemlich unter Druck und sie bekommt eine Schreibblockade. Zusätzlich steht sie vor einer weiteren belastenden Situation: Soll sie mit ihrem frisch Verlobten Holt nach Paris gehen und ihm unterstützend bei seiner Arbeit zur Seite stehen oder nach Florida fliegen, um ihre an Krebs erkrankte Mutter Blanche bei der Chemotherapie zu bestärken. Sie entscheidet sich trotz des angespannten Verhältnisses für ihre Mutter und trifft dort auf den faszinierenden Möbeldesigner Jonas Sullivan.

Ein Jahrhundert früher, also Anfang des 20. Jahrhunderts, dreht es sich um Birdie Shehorn. Sie wurde während des Gilded Age geboren. Eine Zeit, in der Ehen arrangiert wurden, um Aristokratie und Reichtum zu vereinen. Birdie hat allerdings andere Träume: Sie möchte ihre große Liebe Elijah heiraten und großartige Romane schreiben. Diese Hirngespinste sind ihren Eltern natürlich ein Gräuel, denn die beiden wollen den sozialen und finanziellen Höhepunkt in der New Yorker Gesellschaft erreichen. Also planen sie Birdies Ehe mit dem angesehenen Alfonse, während ihr erster vielversprechender Roman auf mysteriöse Weise verschwindet.

Die Idee, dass zwei Frauen mit ähnlichen Schicksalen durch einen antiken Schreibtisch miteinander verbunden sind, fand ich großartig. Dieser Gegenstand bekam eine besonders bedeutende Rolle im Geschehen und strahlte außerdem eine mysteriöse Atmosphäre und einen undefinierbaren Zauber aus. Wieso und weshalb werde ich aber nicht weiter erläutern. Zudem bekam ich einen authentischen sowie realistischen Einblick in das Schriftstellerleben. Welche Höhen und Tiefen Autoren erleben, wenn sie zum Beispiel Auszeichnungen erhalten, sich mit Schreibblockaden auseinandersetzen müssen oder wenn sie Opfer geistigen Diebstahls werden.

Der Schriftsteller Joseph Conrad sagte einmal: „Es ist wirklich erstaunlich, was einem alles so einfällt, wenn man am Schreibtisch sitzt und keine Einfälle hat.“ Tja, diese Aussage ist bei der Protagonistin Tenley tatsächlich Programm. Sie entwickelt während ihrer Schreibblockade recht merkwürdige und spezielle Züge, mit denen ich anfangs nicht so wirklich warm werden konnte. Sie wirkte generell unnahbar und herablassend. Allerdings wurde die Antipathie ihr gegenüber etwas gemildert, je mehr ihr Gegenpol Jonas in die Handlung integriert wurde. Dadurch wurde sie menschlicher und zugänglicher. Dennoch konnte sie letztendlich mit ihrer Art nicht wirklich zu mir durchdringen.

Ganz im Gegensatz zu Birdie. Bei ihr hatte ich überhaupt keine Schwierigkeiten. Sie ist eine starke, warmherzige Person, die für ihre Träume kämpft. Mit ihr konnte ich mich eher identifizieren und voll in ihre Welt eintauchen. Überhaupt gefiel mir die historische Ebene wesentlich besser als die gegenwärtige, da Birdies Herausforderungen eher von außen kamen und nicht selbst gemacht waren. Die Handlung hat mich von Anfang an mehr überzeugt und mich emotional mehr mitgerissen. Bei ihrer Entwicklung habe ich wesentlich mehr mitgefiebert und war gespannt, ob sie ihre Ziele erreicht.

Trotz der ablehnenden Haltung Tenley gegenüber fand ich die verschiedenen Charaktere überaus gelungen. Sie wirkten alle lebendig und glaubwürdig. Genauso wie die Atmosphäre der beiden Epochen. Ich konnte mich in beide gut hineinversetzen. Auch der Schreibstil war flüssig, schnörkellos und leicht zu lesen. Allerdings waren die Handlungen zu vorhersehbar und konnten mich kaum überraschen. Dennoch ist der Roman insgesamt eine berührende Geschichte über Träume, Liebe, Hoffnung und der Suche nach sich selbst. Oder besser gesagt, über das Herausfinden, wer man wirklich ist. Rachel Hauck hat hier zwei wundervolle Romanzen kreiert, die sich unterschiedlich entfalten, aber trotzdem die gleiche Botschaft vermitteln. Man soll keine Angst davor haben, was die Zukunft bringt und in Gott vertrauen. Es sei nämlich noch kurz erwähnt, dass es sich bei dieser Lektüre um einen christlichen Roman handelt. Auch wenn der Glaube an Gott hier eine eher unterschwellige Rolle einnimmt.

Fazit: Ein Roman über das Schriftstellerleben, die wahre Liebe, die Selbstfindung und der Suche nach Gott. Unterhaltsam auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen erzählt, aber leider vorhersehbar und ein wenig spannungslos.