Rezension

Unterhaltsam, aber leider nicht Neues

Hinten sind Rezepte drin
von Katrin Bauerfeind

Bewertet mit 3 Sternen

Meine Meinung

 „Der Feminismus hat mehr Frauen enttäuscht als die Verfilmung von 50 Shades of Grey“ (Erster Satz | Seite 9)

Zunächst einmal möchte ich darauf eingehen, was ich von dem Buch eigentlich erwartet habe. Laut Klappentext und Leseprobe sollte es sich hierbei um ein lustiges und wahres Buch über die Frau von heute handeln. Ich erwartete somit nicht nur Lustiges, sondern auch Denkanstöße und neue Blickwinkel.

Der Einstieg in das Buch fiel mir leicht. Mit viel Humor und tollen Formulierungen macht Katrin Bauerfeind eine Art Tatsachenbestand über Frauen und Männer. Ihr Ton ist dabei plaudernd – Ich hatte das Gefühl, dass ich bei einem gemütlichen Tee mit ihr zusammensitze und sie mir über ihre Beobachtungen erzählt. Das verleiht dem Buch eine gewisse Leichtigkeit und ich fühlte mich in meinem ersten Eindruck bestätigt.

Doch leider zeichnete sich recht schnell eine gewisse Zwiespältigkeit der Autorin ab. Während sie einerseits über Frauenklischees berichtet und Frauen rät, sich diesen nicht mehr unterzuordnen, so sind die Männer in ihrer Erzählung sehr stereotypisch. Warum sollte die Aufhebung der Stereotypen nur für Frauen gelten?

„Mareike hat den Wagenheber am Ende dann in die Hand genommen und den Reifenwechsel erledigt. Es war eine stille, rumpelige Rückfahrt. Auch der Weg aus den Klischees ist lang und steinig.“ (Seite 51)

Der Untertitel des Buches lautet: „Geschichten, die Männern nie passieren würden“ und doch kommen in dem Buch einige Geschichten vor, die Männern passieren. Das ist natürlich bei solch einem Thema nicht zu vermeiden, doch anstatt sie nur darzustellen, hätte Katrin Bauerfeind sich mit ihnen auseinandersetzten können. Es tut mir Leid um die vertane Chance, dem Buch einen Mehrwert zu geben und sich von der mittlerweile doch recht breiten Masse der „Feministischen“-Frauenbücher abzuheben. Sie hätte helfen können, die Klischees zu beseitigen und für gegenseitiges Verständnis werben können.

„Stop! Aus! Halt! Sag mal, wo hast du die Klischees denn her? Aus’m Ausverkauf? Die sind jedenfalls superbillig!“ (Seite 190)

Kurz vor Ende des Buches hat sich die Autorin zudem zu einer Lästerrunde gegen Heidi Klum verleiten lassen. Die Kernaussage des Kapitels ist natürlich sehr wichtig und richtig: Es geht um Magerwahn, Diäten und dem (weiblichen) Bedürfnis, den perfekten Körper zu haben. Doch durch die Lästerei hat das Buch in meinen Augen einiges an Niveau verloren. Egal wie lässig und nah am Leser die Autorin damit sein wollte, für mich hat so etwas in einem Buch nichts zu suchen.

Fazit

Alles in allem ist „Hinten sind Rezepte drin“ ein unterhaltsames und nettes Buch. Es lässt sich gut lesen, da die Kapitel alle unabhängig voneinander und auch nicht sehr lang sind. Was gut, lustig und unterhaltsam anfängt, hinterlässt letztendlich einen Eindruck, nichts Neues aus dem Buch mitgenommen zu haben. Katrin Bauerfeind stellt Klischees und Geschichten dar, ohne ihnen einen wirklich neuen Anstrich zu verpassen.

Somit ist das Buch für mich nichts, was man gelesen haben muss. Dennoch war es für mich auch keine verschwendete Zeit – amüsant war die Lektüre ja trotzdem.

 „Klar, für den Preis dieses Buches können sie sich auch einen dünnen Thomas Mann kaufen oder zwei Hemingways, also echte Nobelpreisträger, oder eine gebrauchte Bibel, also praktisch das Wort Gottes, aber überall da steht wenig über Frauen, und schon gar nichts Lustigeres oder nicht viel Wahres…“ (Klappentext)

Solltet ihr Interesse an dem Buch haben, empfehle ich nicht, es zum derzeitigen Preis von 14,99 € zu kaufen. Für 224 Seiten und ein Buch ohne tiefere Botschaft ist mir das Geld zu schade und ich würde wohl lieber einen Hemingway kaufen. Hoffentlich bringt der Verlag auch noch ein Taschenbuch zu einem günstigeren Preis heraus.

Kommentare

Arietta kommentierte am 06. Februar 2016 um 13:08

Danke für deinen Leseeindruck, er bestättigt mir das dies nicht mein Genre ist.

Da Lese ich auch lieber Hemingway. Gut das ich das Buch nich in einer Leserunde gewonnen habe.