Rezension

Unterhaltsam und kreativ, hat mich aber nicht vom Hocker gehauen

Magnus Chase - Das Schwert des Sommers
von Rick Riordan

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt

Seit dem Tod seiner Mutter lebt der 16-jährige Magnus Chase auf der Straße - bis er von seinem Onkel Randolph aufgefordert wird, einen wichtigen Gegenstand aus dem Charles River  zu bergen. Zu Magnus' Erstaunen entpuppt sich dieser als seit langem verschollenes Schwert, das ein wütender Feuerriese ihm streitig machen will. Im darauffolgenden Kampf stirbt Magnus - und findet sich kurz darauf in Walhalla wieder, dem Ort, an den tapfere Halbgötter nach ihrem Tod gelangen. Magnus erfährt, dass er der Sohn des Gottes Frey ist, doch ihm bleibt nicht viel Zeit, sich mit seinem Tod und seinen neuen Familienverhältnissen zu arrangieren, denn das Reich der Götter ist in großer Gefahr.

Meinung

Nachdem ich früher großer Fan der "Percy Jackson"-Reihe des Autors war, da er die griechische Mythologie so unterhaltsam und kreativ in Form eines Urban Fantasy-Jugendromans umsetzte, wollte ich auch gerne mal in eine seiner anderen Reihen reinschauen.
Vielleicht liegt es daran, dass ich mittlerweile älter geworden bin, aber wirklich umhauen konnte "Magnus Chase - Das Schwert des Sommers" mich nicht.

Der erste Band um Magnus Chase folgt einem ähnlichen Prinzip wie der erste Percy Jackson Band: Magnus, ein junger Außenseiter, erfährt, dass er ein Halbgott ist - im Gegensatz zu Percy allerdings ein nordischer und kein griechischer - und kommt an einen Ort, an dem sich andere Halbgötter aufhalten. Das Leben dort bleibt aber nicht lange ruhig, denn eine Bedrohung kommt auf Walhalla zu und Magnus und seine Freunde müssen die Welt der Götter retten.
Übrigens hat Magnus auch eine Verbindung zu "Percy Jackson" und "Helden des Olymp" (Rick Riordans Reihen über griechische bzw. römische Götter): Er ist der Cousin von Annabeth Chase, Percys bester Freundin. Über die anderen Reihen spoilert "Magnus Chase" allerdings nicht, sodass man die Reihe problemlos alleine lesen kann.

Wie immer hat mir der Ideenreichtum von Rick Riordan wirklich gut gefallen. Wie er die Götter (beispielsweise Thor, den er herrlich veralbert) und diverse Fabelwesen darstellt, ist äußerst amüsant und dennoch lehrreich, vor allem wenn man sich - wie ich - noch nicht so viel mit nordischer Mythologie auseinandergesetzt hat. Auf die ein oder andere Weise lernt man auch hier wieder Sagen kennen, wenn auch in einer zum Teil sehr modernen Interpretation.

Auch der Humor ist immer noch der alte, denn Magnus erzählt die Geschichte recht locker und salopp, wie es zu einem Teenager vermutlich auch passen würde was dafür sorgt, dass man sie als gute Unterhaltung schnell weglesen kann und sie auch für Kinder (vermutlich die eigentliche Zielgruppe) gut geeignet ist. Wirklich übermäßig witzig fand ich in diesem Buch allerdings keine Szene. Da erinnere ich mich an deutlich gelungenere aus anderen Büchern des Autors.

Die Figur Magnus bleibt eher blass. Er ist der typische junge Held, der plötzlich so ziemlich alles kann und die Welt rettet, auch wenn ihm mit dem Tod seiner Mutter noch eine dramatische Vergangenheit angedichtet wurde, die mich jedoch nicht so richtig berühren konnte.
Da hatten selbst seine alten Freunde Hearth und Blitzen etwas mehr Tiefe, wobei das Buch auch insgesamt nicht sonderlich viel Wert auf Charaktere und deren Entwicklung legt. Auch in dieser Hinsicht ist es dann einfach doch eher Kinderbuch.
Immerhin wird im Falle einer der Figuren die wichtige Botschaft vermittelt, dass jeder Mensch, auch wenn er anders ist als seine Familie und die Gesellschaft, in der er aufwächst, etwas Besonderes und wertvoll ist. Sicherlich eine schöne Aussage, auch für die jüngeren Leser*innen.

Auch die Handlung konnte mich nicht wirklich mitreißen. Ich hatte das Gefühl, dass es keinen richtigen, runden Spannungsbogen gab, sondern die Geschichte mehr aus kleinen Etappen besteht. Am Anfang werden Magnus' Tod und seine Ankunft in Walhalla beschrieben. Anschließend wird der Konflikt schnell eingeführt und von da an rennen Magnus und seine Freunde von einer Aufgabe zur nächsten, ohne einen wirklichen Plan zu haben. Sie folgen einem Hinweis zu einer Person, die ihnen aber erst hilft, wenn sie eine bestimmte Aufgabe erfüllt haben, und werden dann zur nächsten Person geschickt, bei der dasselbe passiert.
Am Ende geht dafür alles Schlag auf Schlag und es kommt zu einem großen Showdown, der mir für das sonst eher gemächliche Tempo des Buches zu schnell ging und zu brutal war.

Fazit

Die Reihe um Magnus Chase hat definitiv Potential, denn die nordische Mythologie ist nicht weniger interessant und bietet nicht weniger Stoff für faszinierende und amüsante Figuren als die griechische, in der Rick Riordan sein Können bereits öfter bewiesen hat. Durch den lockeren Schreibstil und die vielen tollen Ideen liest sich das Buch gut weg. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass es in Sachen Anspruch und Charakterzeichnung eher ein Kinderbuch ist. Insgesamt hätte ich mir auch einen runderen Spannungsbogen gewünscht.