Rezension

Unterhaltsame Aufarbeitung der Geschichte unseres Landes...

Nirgendwo ist Poenichen - Christine Brückner

Nirgendwo ist Poenichen
von Christine Brückner

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:

Maximiliane Quint schläft, an jeder Seite zwei ihrer Kinder. Sie ist am Ziel. Sie hat ihre Ziele nie weit gesteckt. Dieses hieß Westen. Damit ihre Kinder Platz neben ihr haben, hat sie die angewinkelten Arme neben den Kopf gelegt; sie ist im siebenten Monat schwanger.

"Du wurzelst in Poenichen, wir in dir", sagt Maximilianes ältester Sohn Joachim zu seiner Mutter und beschreibt damit den besonderen Zusammenhalt der vaterlosen Familie Quint nach der Flucht aus Pommern. Das Gefühl der Heimatlosigkeit bleibt Maximilianes Kindern im Gegensatz zu ihrer Mutter fremd - frei und ungebunden und doch nicht rückhaltlos können sie dorthin ziehen, wo sie ihr persönliches Glück zu finden glauben. Nirgendwo ist Poenichen ist der Folgeband von Jauche und Levkojen und schildert nicht nur das Heranwachsen der jungen fünf Quints, sondern auch die Ruhelosigkeit Maximilianes. Sie bleibt ein "Flüchter", weigert sich, neue Wurzeln zu schlagen; immer bereit, eher heute als morgen nach Poenichen zurückzukehren. "In unserem Unbewussten und in unseren Träumen ist die verlorene Heimat immer allgegenwärtig", beschreibt ein anderer vertriebener Quindt diese Rastlosigkeit. Erst eine Reise in das Pommern von heute, wo von Maximilianes Poenichen noch weniger übrig geblieben ist als drei geborstene Säulen, lässt sie zur Ruhe kommen. Maximiliane kann den Westen endgültig erreichen...

 

Meine Meinung:

Ein sprachgewaltiges Buch, auf das man sich allerdings konzentrieren können muss. Die Trilogie von Christine Brückner ist definitv keine leichte Kost fürs kurze Lesen zwischendurch. Durch die langen Monologe und Erzählstränge wird es manchmal etwas trocken und langatmig. Ich hätte mir mehr wörtliche Rede und Dialoge gewünscht, um einen besseren Lesefluss zu ermöglichen. Inhaltlich ein Meisterwerk, das mir noch besser gefallen hat als der erste Teil. In der deutschen Geschichte steht der Nationalsozialismus im Dritten Reich dermaßen im Vordergrund, dass alles, was danach gewesen ist, häufig auf der Strecke bleibt. Hier schafft Christine Brückner Abhilfe, indem sie die Jahre nach dem Krieg detailliert beschreibt und auf die verschiedensten Schicksale eingeht, welche die Menschen zu dieser Zeit ereilt haben. Lesenswert!!