Rezension

Unterhaltsame Wanderung

A Walk in the Woods: Rediscovering America on the Appalachian Trail - Bill Bryson

A Walk in the Woods: Rediscovering America on the Appalachian Trail
von Bill Bryson

Bewertet mit 4 Sternen

Im Jahr 1996 wird der Autor Bill Bryson auf den Appalachian Trail aufmerksam, einen Fernwanderweg über 2200 Meilen von Georgia bis nach Maine. In ihm reift die spontane Idee, diesen Weg zu gehen. Mit von der Partie ist Stephen Katz, ein früherer Freund Brysons und mittlerweile Ex-Alkoholiker. Beide Männer sind natürlich total untrainiert und schaffen trotzdem ein gutes Stück des Weges, bevor sie in Virginia aussteigen. Ein paar Monate später wollen sie aber gemeinsam das Ende des Weges durch die „100-Mile-Wilderness“ gehen.

„A Walk in the Woods“ erzählt von dieser Wanderung über mehr als 800 Meilen auf oft humorvolle aber immer unterhaltsame Weise. Gerade am Anfang, als Bryson sich nach Ausrüstung umschaut und über die Gefahren der Wildnis nachdenkt (Bären, Krankheiten, etc. immer mit dem Tod endend), sorgte der humorvolle und ironische Schreibstil bei mir für einige Lacher. Als die beiden Männer unterwegs sind, werden immer wieder Anekdoten von der Begegnung mit anderen Wanderern erzählt, aber auch die Strapazen der Wanderung (es geht permanent bergauf und bergab) werden nicht verschwiegen.

In großen Teilen des Buches klingen aber immer wieder ernste Themen durch. Seien es die Versuchungen, die Katz zu überwinden hat, ernstzunehmende Gefahren wie Unterkühlung aber vor allen Dingen die Zerstörung der Natur. Der Umweltschutz scheint ein wichtiges Anliegen von Bill Bryson zu sein. In längeren Passagen widmet er sich im Sachtext immer wieder der sinnlosen Zerstörungswut des Menschen und den zahlreichen Tier- und Pflanzenarten, die in den Wäldern der Appalachen ausgerottet wurden, wie den Karolinasittich (Carolina parakeet) um nur eine zu nennen. Auf eindringliche Weise schildert er, wie viel stiller die Wälder heutzutage sind. Ich mutmaße jetzt, dass er in manchen Dingen schwarz gesehen hat und einige Arten seit den Neunziger Jahren zum Glück doch noch nicht ausgestorben sind. Doch das Beispiel der Amerikanischen Kastanie, die zahlreich in den Wäldern vorkam und Anfang des 20. Jahrhunderts durch einen eingeschleppten Pilz innerhalb weniger Jahre verschwand, sollte als mahnendes Beispiel dienen. Ich war jedenfalls sehr interessiert und habe mich gerne weiterführend informiert. Andererseits nahmen diese Passagen sehr viel Raum ein und es gab wenig Erlebnisse der Wanderung. Ich kann mir vorstellen, dass dies anderen Lesern zu langatmig ist.

Es reizt mich schon seit Jahren sehr, die großen amerikanischen Fernwege inklusive dem „AT“ einmal zu wandern. Auch wenn es bisher ein Traum ist, freue ich mich darüber, ein Stück des Wegs mit Bill Bryson gegangen zu sein und so viel Interessantes erfahren zu haben.