Rezension

Unterhaltsamer Lesetipp, besonders für Irland- und Bibliotheksbegeisterte ;)

Die Bücherei am Ende der Welt - Felicity H. McCoy

Die Bücherei am Ende der Welt
von Felicity H. McCoy

Bewertet mit 4 Sternen

"Die Bücherei am Ende der Welt" von Felicity H. McCoy erschien als TB im Rowohlt-Verlag, Hamburg (2017). Das fröhliche Buchcover war für mich ein Eyecatcher und ist ein schönes Outlook für den Roman, der sich zwischen diesen beiden Buchdeckeln verbirgt; es führt zu Hanna Casey, die als Bibliothekarin aus Leidenschaft den Bus der Leihbücherei, die sie in Lissbeg/Halbinsel Finfarran/Irland (eine Erfindung der Autorin, aber auf jeden Fall very irish ;) leitet, über die holprigen Überlandstraßen fährt, um auch die entlegenen Dörfer oder abgelegene Cottages mit Literatur zu versorgen:

Hanna (51), lebte viele Jahre  in London und lässt sich nach dem Ehebruch ihres Mannes Malcolm, einem Anwalt, der auch zu Hause zuweilen ein Verhalten zeigt, als sei er im Gerichtssaal, scheiden und kehrt, ohne finanziellen Ausgleich von ihm zu verlangen, mit der gemeinsamen Tochter Jazz (14) zu ihrer Mutter Mary Casey nach Irland zurück. Als "Zurückgekehrte" wird sie von den Dorfbewohnern in Lissbeg, wo sie die Bücherei des Ortes leitet und Hilfe durch Conor hat, argwöhnisch beäugt und ihre Mutter Mary, die not amused war, dass ihre Tochter, ohne irgendwelche Ansprüche zu stellen, recht mittellos zurückkehrt, verwickelt sie des öfteren in Streitgespräche, in denen sie ihr in vorwurfsvoller, jedoch auch für den Leser liebenswert-bissiger Manier klarmacht, dass sie eine dumme Tochter großgezogen habe....

Um diesen familiären Streitigkeiten mit Mary zu entkommen, beschließt Hanna, das alte Cottage ihrer Tante Maggie zu renovieren und nimmt hierfür einen Kredit auf. Wer diese Aufgabe kostengünstig und zuverlässig übernehmen könnte, ist ihr jedoch ein Rätsel, bis Conor eine Idee hat...

Fury O'Shea, ein kauziger Handwerker, der seinerseits nach über 20 Jahren in den Ort seiner Kindheit zurückkehrte und trotz Vorliebe, niemals über sein Handy erreichbar zu sein, sehr gute Kontakte besitzt und den Ruf, der beste Bauhandwerker vor Ort zu sein, nimmt sich auf die Anfrage Conors des alten und baufälligen Anwesens gerne an; hat doch Maggie Casey ihm seinerzeit durch Aufträge ermöglicht, das Weite zu suchen....

Über den Renovierungsarbeiten vor Ort, in den auch Ziegen ihren Anteil leisten, gehen Gerüchte um, dass die Bezirksverwaltung plant, die Bücherei in Lissbeg zu schließen und neue touristische Magnete in diese wundervolle Landschaft der Halbinsel zu setzen: Eine neue und große Bezirksverwaltung soll her, in dem alles unter einem Dach für den Bürger vorhanden sein soll - nicht mit einem alternativen Vorschlag der Bewohner Lissbegs und Umgebung rechnend, planen Schwester Michael, die neben der Bibliothek in einem alten Kloster wohnt, Hanna und Conor sowie weitere Helfer und "Netzwerker" nun einen Gegenangriff, den auch Fury mit Argusaugen liebäugelnd beobachtet.

Felicity H. McCoy hat einen sehr unterhaltsamen Schreibstil, der mir viele entspannende und schöne Lesestunden bescherte. Die irische Mentalität ist sehr gut eingefangen, von der die Autorin natürlich selbst durchwirkt ist und mir haben die Romanfiguren, allen voran Fury, Mary, Conor und natürlich Hanna sowie die Ordensschwester sehr gut gefallen. Die Bissigkeit in den Dialogen und die schrägen Charaktere taten ein Übriges. Auch geht der Roman auf soziale Realitäten ein, die beschreiben, wie sehr Menschen auf ihren Arbeitsplatz als Existenzgrundlage angewiesen sind und dass es in ländlichen Gebieten überall Menschen gibt, die zu Hause mit anpacken müssen (auf einer Farm z.B. wie Conor) und durch ihre Teilzeitbeschäftigung das Leben einer ganzen Familie sichern helfen. Auch die Farce von sog. "Bürgerversammlungen", wobei den Bürgern doch nicht zugehört wird und alles längst beschlossene Sache ist, zeigt sozialkritische Züge. Der Bezug zur Bibliothek, in der es teils kuriose Besucher gibt und zur Literatur an sich hat mir ebenfalls sehr gefallen (ich liebe Bibliotheken) ;)
Auch kommt die Sprache im Roman auf ein sehr wertvolles (evtl. ebenfalls erfundenes) Buch, das jedoch die Erwähnung des berühmten "Book of Kells" findet sowie ein jahrhundertealter Leseständer, der von Fury restauriert wird und eine gewichtige Rolle spielen wird, wenn es um die Erfüllung von Hannas Traum, das Cottage ihrer Tante wirklich beziehen zu können, geht.

Fazit:

Ein lesenswerter und sehr unterhaltsamer Roman über eine irische Bibliothekarin in mittlerem Alter; ein Schmöker, den ich aufgrund des Schreibstils der Autorin und der humorvoll-schrägen Dialoge und Charaktere gerne gelesen habe. Auch die Beschreibungen der Landschaft der grünen Insel entführen nach Irland, das man, nach dem Liebgewinnen der grantig-dickschädeligen Mary Casey oder Furey leider auf der letzten Seite wieder verlassen muss. Eine Leseempfehlung für Frauen, gerne 50+ (was mir persönlich sehr gefiel) und für Menschen, die Irland und Bibliotheken sehr mögen. Für alle anderen jedoch ebenfalls ;) Ich vergebe 4 * und hoffe, von der Autorin noch mehr lesen zu können.