Rezension

Unterwegs in der Welt der Bücher

Die Buchspringer
von Mechthild Gläser

Bewertet mit 3 Sternen

In den Sommerferien beschließen Amy und ihre Mutter Alexis spontan, Amys Großmutter Lady Mairead auf der schottischen Insel Stormsay zu besuchen. Diese hat Alexis nicht mehr gesehen, seit sie schwanger mit Amy war und abgehauen ist. Auf der Insel angekommen, verlangt Lady Mairead, dass Amy in das Familiengeheimnis eingeweiht wird: Ihre Familie verfügt über die Gabe, in Bücher springen zu können. Auch wenn Alexis nur wenig begeistert ist, möchte Amy einen Sprung versuchen – und findet sich schon kurze Zeit später im Dschungelbuch wieder. Doch irgendetwas geht in der Buchwelt vor sich: Ein Dieb treibt sein Unwesen und bringt Geschichten völlig durcheinander. Kann Amy der Buchwelt helfen?

Als ich den Klappentext des Buches zum ersten Mal las, war ich sofort begeistert. Ein Buch über Bücher kann ich mir nicht entgehen lassen! Entsprechend neugierig startete ich in die Geschichte und fand mich gleich mitten im Geschehen wieder. Alexis und Amy treffen auf der winzigen schottischen Insel Stormsay ein und Amy trifft zum ersten Mal auf ihre Großmutter, die nicht das geringste Problem damit hat, dass die beiden nach Jahren einfach so vor ihrer Türe stehen. Sie ist nur daran interessiert, dass Amy über ihre Gabe erfährt und baldmöglichst am Unterricht für Buchspringer teilnimmt.

Schon nach wenigen Seiten lernte ich gemeinsam mit Amy Will und Betsy kennen, die Buchspringer der einzigen anderen Familie, die über die Gabe verfügt. Diese demonstrieren Amy kurz das Buchspringen, und schon findet sich auch Amy in der Buchwelt wieder und macht so manche interessante Bekanntschaft. Amys Bekanntschaften mit den verschiedensten Buchfiguren lassen sicherlich das Herz jedes Buchliebhabers höher schlagen – wer würde nicht gerne an ihrer Stelle sein? Gleichzeitig wurde mir aber viel zu wenig erklärt. Unter dem Motto „Die Gabe funktioniert eben einfach“ wird das hinein- und hinausspringen, vorblättern, Geschichtenwechseln, Geschichten umschreiben und so weiter nicht näher erläutert, sondern man muss es als Leser einfach so hinnehmen.

Durch den mysteriösen Dieb in der Buchwelt und den Fund einer Leiche kommt bald Spannung in die Geschichte. Der Dieb hastet in Windeseile durch die verschiedensten Geschichten, während Amy und ihre neuen Buchfreunde Werther und Shir Khan ihm auf den Fersen sind. Dabei macht man im Schnelltempo interessanteste Bekanntschaften mit unterschiedlichsten Buchfiguren, bevor man sich auch schon in der nächsten Geschichte wiederfindet.

Während der Charme des Stöberns durch die Buchwelt der große Pluspunkt der Geschichte ist, gibt es neben den mangelnden Erklärungen leider einen weiteren Aspekt, der meinem Lesespaß einen gehörigen Dämpfer verpasst hat. Die ganze Geschichte funktioniert in dieser Form nämlich nur, weil sämtliche Charaktere sich für mich ständig auf nicht nachvollziehbare Weise verhalten. Sie stolpern immer genau dann über ihre eigenen Füße, treffen offensichtliche Schlussfolgerungen nicht und behalten wichtige Informationen für sich, wenn es dafür sorgt, dass die Aufdeckung der Geheimnisse weiter verschoben wird. Dadurch machte die Geschichte auf mich einen extrem konstruierten Eindruck. Auf den letzten Seiten verzehnfachten sich dann auch noch einmal meine „Wie soll das denn jetzt schon wieder funktionieren“-Gedanken, sodass mich auch das abgeschlossene Ende nur bedingt versöhnlich stimmen konnte.

„Die Buchspringer“ ist eine Geschichte mit Charme, denn Amys Sprünge in die Buchwelt und ihre Bekanntschaften mit den unterschiedlichsten Buchfiguren lassen sicherlich das Herz jedes Buchliebhabers höher schlagen. Leider erlebte ich den Handlungsverlauf als extrem konstruiert, konnte das Verhalten und Denken der Charaktere oft nicht nachvollziehen und hätte mir noch einige Erklärungen zum Buchspringen gewünscht. Die schöne Grundidee hat für mich in der Umsetzung nur bedingt funktioniert, weshalb ich dem Buch nur 3 Sterne geben kann.