Rezension

Unvergleichliche Mischung aus Humor, Sentimentalität, Hoffnung und wundervollen Worten

Immer wenn es Sterne regnet - Susanna Ernst

Immer wenn es Sterne regnet
von Susanna Ernst

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
Mary weiß, dass es ihre Freundinnen nur gut meinen. Doch das von ihnen heimlich getroffene Blind-Speeddating entwickelt sich zu einem größeren Fiasko, als Mary es jemals erahnen konnte. Ausgerechnet zu dem Menschen, den sie am meisten hasst, fühlt sie sich hingezogen – solange sie nicht wusste, wer es ist. Doch kaum sieht sie ihn, ergreift sie panisch die Flucht. Jerry dagegen ist wie vor den Kopf gestoßen und tut alles, um Mary endlich erklären zu können, was damals so furchtbar schief lief. Doch Mary kann nicht verzeihen, zu tief sitzt der Schmerz und die Demütigung. Als sich dann auch noch Eliah, den sie grad erst kennengelernt hat, in ihre Angelegenheit mischt, flüchtet sie erneut. Doch ihre Flucht ist auch eine Suche. Eine Suche nach einem längst verstorbenen, der ihr Herz berührt hat mit Worten, wie es sonst nur die Liebe selbst schaffen kann. Doch diese Suche entwickelt sich ganz anders, als Mary jemals geahnt hätte.

Meine Meinung:
Da war sie wieder, diese unvergleichliche Mischung aus Humor, Sentimentalität, Hoffnung und wundervollen Worten, die das Herz berühren. Egal, welches Thema sich die Autorin vornimmt, egal wie sehr sich ihre Bücher vom Inhalt her unterscheiden mögen. Dies haben sie alle gemein. Von Anfang an ist man gefangen in einem Strudel von Ereignissen, die die verschiedensten Gefühle in einem ständigen Wechselbad in einem auslösen. Ist man in einem Moment noch genau so entrüstet wie die Protagonistin über das Verhalten von jemandem, so hat man im nächsten Moment schon wieder die Gefühle des anderen übernommen, spürt die Verzweiflung über die Ablehnung, die Hilflosigkeit darüber, vergangenes nicht ungeschehen machen zu können. Um gleich darauf wieder die hilflose Wut über das erlebte zu verspüren.

Dies mag darin begründet sein, dass die Autorin hier bei beiden Protagonisten in der Ich-Form schreibt. Ohne, dass einen das irgendwie verwirren würde. Es fühlt sich ganz natürlich an und man schlüpft nahtlos in die Haut desjenigen, der den Leser gerade an die Hand nimmt. Und das machen sie wirklich. Wie, das kann ich nie so ganz erklären, sie machen es einfach. Susanna Ernst sagt des öfteren, dass Ihre Figuren mit ihr machen was sie wollen, dass sie eine Geschichte, wie sie sie schreiben wollte nie schreiben kann, weil sie von ihnen nicht selten total umgekrempelt wird. Und genau dieses Gefühl hat man als Leser auch. Was habe ich anfangs für eine Wut auf Jerry gehabt. Habe verachtend geprustet, dass er so ein Verhalten nie erklären kann, um direkt in der nächsten Minute tatsächlich zu überlegen, wie er Mary doch zum Zuhören bringen könnte.

Die ganze Geschichte reißt einen unweigerlich mit. Denn nicht nur, dass die beiden Hauptpersonen Mary und Jerry (ich schmunzel immer noch) sich einfach sofort ins Herz des Lesers einquartieren, nein, hier gibt es noch eine zweite Geschichte. Die von Grace und Adam. Aus längst vergangenen Zeiten, und die doch so großen Einfluss auf das heutige Geschehen haben. Die Mary lenken und leiten und dazu bringen, sich auf die Suche nach dieser einen echten Liebe zu machen. Und eigentlich gibt es sogar noch eine dritte Geschichte, die von Eliah, den man eigentlich nicht wirklich greifen kann und der doch so präsent ist mit seiner Anwesenheit, dass man als Leser am liebsten in den Momenten wo er die Bildfläche betritt, ins Buch eintauchen möchte.
Auch in diesem Buch verknüpft die Autorin wieder ganz leise und scheinbar nebenbei mit ihren bisherigen Büchern .. füllt Lücken, die vorher gar nicht aufgefallen sind und berührt es doch nur so vage, dass man schon aufpassen muss, um es zu merken. Ich liebe diese Spielereien, wenn ich ehrlich bin, absolut.
Ich hätte so viele Stellen wählen können, die ich zweimal las, weil sie sich ins Herz schlichen, doch das sollt Ihr lieber selbst erleben. Für eine habe mich mich dann stellvertretend entschieden, um Euch einen kleinen Vorgeschmack zu geben:

"Und in dem Moment, wenn die Erinnerung ahnungslos wird und uns selbst die beste Vorstellungskraft im Stich lässt, bleibt nichts als Dunkelheit zurück. Jedes Leben, das einmal war und jetzt nicht mehr ist, ist verloren. Und mit ihm ein Stück seiner Zeit."

Fazit:
Eigentlich ist es ein leises Buch. Ein unauffälliges Geschehen, das einen ganz sanft und dennoch unweigerlich mit sich zieht. Das einen im einen Moment lachen lässt und im nächsten verweilen, weil Worte solch wundervolle Momente ergeben. Das einen dennoch in ein Wechselbad der Gefühle zwischen den Charakteren wirft und man mit ihnen hofft, bangt, hasst und fühlt. Und das drei Geschichten in einer verbindet und man nicht weiß, welche einen eigentlich am meisten berührt.