Rezension

Unwahrscheinlich komisch

Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens - Juliana Kálnay

Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens
von Juliana Kálnay

Bewertet mit 4 Sternen

Das Haus mit der Nummer 29 ist ein besonderes Haus. Es passieren Dinge, die so skurril sind, das man es nicht glauben möchte, aber die auch wieder irgendwie normal sind, wenn man bedenkt, das die Leute auch einfach nur ihr Leben leben. 

Das Buch ist in viele kurze Kapitel eingeteilt, deren Überschriften meistens einfach nur kurz angeben, wo im Haus dieses kapitel spielt. Zu Beginn denkt man, dass jedes Kapitel aus einer anderen Sicht geschrieben ist. Das stimmt zwar nicht ganz, allerdings wird das erst gegen Ende klar, da jeder Erzähler seinen eigenen unverwechselbaren Erzählstil hat. Sie sind irgendwie alle gleich, aber auch komplett unterschiedlich. 
Juliana Kálnay schafft hier wirklich enorme Verwirrung, die bis zum Ende anhält, das man zwar die einzelnen Erzählstränge immer wieder findet, aber die Erzähler ausgesprochen selten ihre Namen nennen, so dass man sie auch nicht so richtig in den Geschichten der anderen wiederfindet. Eben bis man sie und ihre Eigenarten so gut kennt, dass man sie vermutlich überall wiederfinden würde.
Von manchen Erzählern weiß ich allerdings bis jetzt nicht, wer sie eigentlich sind. 

Zum Beispiel ein Erzählstrang, bei dem sich einfach zwei Leute über Dinge unterhalten,die im Haus passieren und ihre Meinung darüber äußern. Vielleicht sind es einfach zwei, die zur Gruppe der Chronisch Schlaflosen gehören, oder auch nicht. Aber gerade diese Eigenart, das eben nicht alles erklärt wird und man oft rätseln muss was das eine mit dem anderen zu tun hat, macht das Buch sehr besonders. Man lernt quasi alle Bewohner des Hauses mit ihren intimsten Eigenarten kennen und fragt sich oft, wo bin ich denn hier gelandet. Aber manchmal findet man sich vielleicht auch selber wieder in den Gefühlen oder Machenschaften der Bewohner. Die Geschichte findet in einem relativ großem Zeitraum statt, der mit einem Großen Knall endet, der allerdings ganz leise von statten geht so wie alles andere auch. Es wird hingenommen und als normal angenommen. 

Würde man sich stärker damit beschäftigen und das Buch mehrere Male lesen, sich dabei Notizen machen und Nachdenken würde man sicherlich alles verstehen. Der Reiz weiterzulesen und auf das nächste Kapitel zu warten ist groß, denn obwohl es eigentlich nur eine einfache Erzählung komischer Ereignisse ist, ist es doch mit sehr viel Spannung und Hingabe geschrieben, so dass man einfach wissen möchte, wie es weitergeht.

Juliana Kálnay hat hier eine Welt geschaffen, die ganz und gar einzigartig und ohne seinesgleichen steht. Sie hat eine unglaublich einfühlsame, witzige und oftmals komische Geschichte geschrieben, die einem nicht mehr aus dem Kopf geht. 

Ich würde dieses Buch allen Leuten empfehlen, die Lust auf ein Buch mit viel tiefe haben und sich nicht davor scheuen auch mal nachzudenken und sich vielleicht ein paar Notizen zu machen. Wenn das gegeben ist, wird dieses Buch ein phänomenales Vergnügen.

Noch ein Tipp am Rande: Es hat ja nur 186 Seiten, versucht es doch möglichst in einem oder ohne eine anderes Buch dazwischen zu lesen, man verliert schnell den  Faden. :)