Rezension

Urkomisch, mit ernsten Anklängen

Miss Gladys und ihr Astronaut
von David M. Barnett

Bewertet mit 4 Sternen

Schon lange habe ich kein Buch wie dieses mehr gelesen! Hier wird mal richtig eine Geschichte erzählt. Etwas Ausgedachtes von Anfang bis Ende. Unrealistisch, aber in sich stimmig, vielseitig und überraschend.

Durch einen Zufall wird Thomas Major zum Auserwählten, der in einer Ein-Mann-Mission als erster Mensch auf dem Mars landen soll, um dort Vorbereitungen für eine menschliche Besiedelung zu treffen. 'Major Tom' hat weder große Lust noch Ambitionen bei diesem Projekt - er will einfach nur weg von den Menschen, denn die haben ihm in seinem bisherigen Leben nicht viel Freude gebracht. Als er aufgrund eines Technikproblems erfährt, dass er auch klassisch durch Wählen auf der Erde anrufen kann, landet er zufällig bei der dementen Gladys am Apparat, die mit ihren Enkelkindern ziemlich in der Patsche steckt. Thomas kann nicht verhindern, dass er nun seinerseits von Gladys Familie angerufen wird, und so wird er mehr und mehr in deren Probleme verwickelt und lernt dabei (ganz nebenbei), seine Mission mit anderen Augen zu sehen. 

Die Hintergrundgeschichte von Thomas ist überraschend tiefgängig und nimmt viel (vielleicht ein bisschen zu viel) Raum im Buch ein. Die Story ist sympathisch und besticht durch die vielen liebevoll ausgearbeiteten Nebencharaktere. Vom übermotivierten Raumfahrtbehörden-Chef, über die taffe PR-Frau, den aufdringlich-sympathischen Schulfreund und den überraschenden Sicherheitsmann ist alles dabei. Dabei werden viele Situationen mit mehr als nur einem Augenzwinkern aufgelöst und lassen das Lesen zu einem wirklich Spaß werden. Die Auflösung ist fast kindlich albern, dabei mit aber so viel Begeisterung beschrieben, dass man für ein paar Minuten sehr gerne wieder Kind ist. 

Ein rundum empfehlenswertes Buch, auch wenn die Beziehung zwischen Gladys und dem Astronauten entgegen der Implikation im Titel nicht von Belang ist. Im Mittelteil lassen allzu viele Rückblenden geringfügig Längen entstehen, dafür sind aber Anfang und Ende mitreißend und extrem unterhaltsam. 
 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 19. Juli 2018 um 09:59

Sehr gut dargelegt! Ja, es ist lustig und unterhaltsam ist es auch. Aber ich hätte es trotzdem gerne als Jugendbuch gekennzeichnet gehabt. Die Protagonisten sind natürlich mit Absicht alle überzeichnet und man muss so was auch erst mal schreiben, man denkt, das sei so leicht ... ist es aber nicht.

MrsFraser kommentierte am 19. Juli 2018 um 11:07

Danke dir. :) 

Da ich ja jemand bin, der sich sonst auch sehr an Inhaltsangaben und Titeln orientiert, kann ich deine Kritik auch nachvollziehen. Aber dieses Buch hat mich einfach überzeugt und zum passenden Leser gemacht, auch wenn ich vielleicht von vorneherein nicht zur Zielgruppe gehörte. ;)