Rezension

Urlaub auf Malle - damals und heute

Hotel Laguna - Alexander Gorkow

Hotel Laguna
von Alexander Gorkow

Bewertet mit 5 Sternen

Ein sehr kluges, oft sentimentales, meist aber heiteres Buch sind die im August 2017 beim Verlag Kiepenheuer & Witsch veröffentlichten Erinnerungen des mit Preisen ausgezeichneten Journalisten Alexander Gorkow (51) an das „Hotel Laguna“ auf Mallorca. „Meine Familie am Strand“, wie der Untertitel lautet, ist eine überaus unterhaltsame, zum Lachen animierende, stellenweise doch auch nachdenklich stimmende Mischung aus Familiensaga, Autobiographie, Reisebericht und Liebesroman – eine Liebeserklärung an die liebste Ferieninsel der Deutschen, insbesondere an die Bucht des Dorfes Canyamell und das 1963 direkt am Strand gebaute Hotel Laguna. Nicht chronologisch, sondern dem jeweiligen Thema angepasst, springt der Autor zwischen Kindheitserlebnissen und Gegenwart hin und her. 1967 stand der damals Einjährige zum ersten Mal mit Eltern und Schwester an dieser Bucht mit türkisblauen Wasser – nein, er stand nicht, sondern saß auf dem Arm seines Vaters. Damals konnte sich die Familie das neue Strandhotel nicht leisten und wohnte in der benachbarten Pension. Bis zu Gorkows 14. Lebensjahr verbrachte die Familie dort alljährlich ihre Urlaubswochen. Nach Jahrzehnten der Abwesenheit kehrt nun der einst kleine Alexander, inzwischen selbst Vater einer siebenjährigen Tochter, nach Canyamel auf die „Insel der überfahrenen Kaninchen“ zurück und wohnt endlich in seinem Traumhotel Laguna. Täglich paddelt er „mit dem Kajak weit heraus aus der Kindheitsbuch – und wieder zurück.“ Und so wechseln sich in Gorkows Buch gegenwärtige Beobachtungen mit Versatzstücken der Erinnerung ab - manchmal ironisch, manchmal sarkastisch, manchmal voller Liebe kommentiert. Wir lernen Gorkows Eltern in den 1960ern kennen, ein vom Krieg gebeuteltes Ehepaar, das sich in den Jahren des Leids und der Entbehrungen nicht hat unterkriegen lassen und jetzt die Urlaubswochen genießt. Wir erfahren die Unterschiede, wie man vor 50 Jahren Ferien machte, als man noch im Flugzeug rauchen durfte, und wie es heute mit Sichtung von Bewertungsportalen und Jagd nach Schnäppchen sowie der Suche nach Erlebnissen am Urlaubsort mehrheitlich üblich zu sein. War der Urlaub früher schöner? Es war eine andere Zeit: „Die alte Telefonzelle neben dem Laguna ist jetzt eine Telefonhaube. Sie war sinnvoll, jetzt ist sie sinnlos. Die Drachenhöhlen in Porto Christo waren eine halb rustikale, halb wirre Attraktion. Heute sind die Drachenhöhlen eine auf der ganzen Insel beworbene Fun-Explosion, nur sind es halt immer noch Höhlen.“ Damals war man noch Gast bei Gastgebern, es „machten „Menschen auf Mallorca Urlaub, keine Zielgruppen“. Gerade die aus der Sicht des Erwachsenen geschilderten Kindheitserlebnisse lassen beim Lesen schmunzeln, erinnert doch der Vater irgendwie an Loriots „Papa ante portas“. Jahrzehnte sind vergangen, der Vater inzwischen gestorben. Jetzt steht der erwachsene Sohn an seiner Stelle: „Ich habe mich im Meer in die Spur meines Vaters gelegt, und diesen Weg bin ich nun allein geschwommen.“ Alexander Gorkows „Hotel Laguna“ ist ein Buch der Erinnerung und des Vergleichens, ein Buch für zwei Generationen – nicht nur, aber besonders für Mallorca-Fans. Und so manches Mal wird man an die eigenen Ferien mit den Eltern erinnert - oder als inzwischen Erwachsener an die Urlaube mit eigenen Kindern.