Rezension

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Väter, Söhne und Frauen im Verlauf der Generationen

Die Herzen der Männer - Nickolas Butler

Die Herzen der Männer
von Nickolas Butler

Inhalt

Über eine Zeitspanne von drei Generationen und ebenso vielen Kriegen erkundet dieser Roman die Herzen der Männer: ihre Schwächen und Geheimnisse, ihre Bedürfnisse und Werte. Damit legt Nickolas Butler nach »Shotgun Lovesongs« ein vielschichtiges und sensibles Epos über die Verletzungen, die Männer einander und anderen zufügen, vor.  (Quelle: Klappentext)

Im Sommer 1962 fährt Nelson, der zu dem Zeitpunkt 13 Jahre alt ist, mit seinem Vater ins Pfadfinderlager Camp Chippewa. Nelson hat keine Freunde und sein Vater hat auch kein wirkliches Interesse an ihm. Der Lagerleiter Wilbur sieht in dagegen mit anderen Augen und erkennt sofort, dass in Nelson etwas Besonderes steckt. Im Lager wird Nelson gemobbt und muss Schikanen erleben, niemand mag ihn.

Es vergehen viele Jahre, Nelson war im Krieg und Jonathan hat mittlerweile Karriere gemacht und sich ein gutes Leben aufgebaut. Jonathan führt die Tradition fort und fährt auch mit seinem Sohn Trevor in das Pfadfinderlager Camp Chippewa, in dem er schon viele Ferienzeiten erlebt hat. Auf dem Weg dahin lernt Trevor seinen Vater jedoch von einer ganz anderen Seite kennen…

Meine Meinung

Nickolas Butler beschreibt in seinem Roman in einem Zeitraum von über 57 Jahren die Sorgen, Erlebnisse, Lasten aber auch geheimen Wünsche der Männer in unterschiedlichen Generationen. Der Leser erlebt, wie sich die Gesellschaft und Einstellungen über Jahre verändert und wandeln und manches unverändert bleibt. Die Szenen der Pfadfinderbewegung im Lager sind sehr authentisch beschrieben, sodass man sich die Orte gut bildlich vorstellen kann.  Als Pfadfinder haben sie Ihre Regeln, jedoch jeder geht jeder anders mit diesen um. Der eine lebt die Regeln und versucht sich Abzeichen für Abzeichen nach oben zu arbeiten, anderen sind die Regeln der Gemeinschaft nahezu egal. Hier muss man leider auch immer wieder erleben, wie grausam Menschen mit ihren Mitmenschen umgehen, was für Narben, Wunden, Verletzungen innerlich und äußerlich entstehen.

Meine anfängliche Begeisterung kippte leider Richtung Buchmitte und ab da konnte ich auch nicht mehr wirklich die Begeisterung zurückgewinnen. Dies ist zum einen an Butlers direktem, ausdrucksstarkem Schreibstil geschuldet andererseits in der Art und Weise, wie frauenfeindlich vieles geschieht, was in den Jahren dort immer wieder passiert und Frauen erleben müssen. In der zweiten Passage sank dann für mich die Spannung und es wurde sehr langatmig. Sehr testoteronlastig zieht es sich durch das gesamte Buch.

Der Roman soll zeigen, wie Männer denken fühlen und handeln. Jedoch werden hier zu viele Klischees bedient und Männer eigentlich als gänzlich schlechte Kreatur gegenüber dem weiblichen Geschlecht dargestellt. Das Thema Mobbing sowie der Umgang mit den Frauen hat mich schon wirklich emotional mitgenommen. Anfangs hatte ich wirklich Mitleid mit Nelson, die Ausgrenzung die er überall erfahren musste hat mich sehr getroffen. Im späteren Verlauf wandelte sich mein Gefühl jedoch eher in Kopfschütteln und Wut über die Art wie Männer mit Frauen als Sache oder Ding meinen umgehen zu können.

Abschließend bleibe ich eher unzufrieden, nachdenklich aber auch traurig zurück. Ich hatte andere Erwartungen. Auch wenn einige unvorhergesehene Ereignisse mich kurzweilig gefesselt haben, hat mich das Buch nicht überzeugen können.