Rezension

Vatersuche mit BOTSCHAFT

Die Wurzel alles Guten - Miika Nousiainen

Die Wurzel alles Guten
von Miika Nousiainen

Bewertet mit 3 Sternen

Als Pekka in Eskos Zahnarztpraxis landet, wundert er sich zunächst über den gleichen Nachnamen. Sie sehen sich auch noch ähnlich und jedem fehlt der Fünfer im Gebiss. Sie müssen Brüder sein.

Abwechselnd, in kurzen Abschnitten, erzählen die beiden ihre Geschichte. Sie gehen ihren gemeinsamen Vater suchen, der Pekka in frühster Jugend verlassen hat und den Esko nie gesehen hat. Was ist das nur für ein Vater?

 

Sie sind ein kurioses Gespann, zwei Männer im besten Alter, der eine flapsig, der andere verklemmt und weltfremd. Esko ist Zahnarzt mit Leib und Seele, geht auf in seinem Beruf, mit dem Rest der Welt will er nichts zu schaffen haben. Die Reise mit seinem Bruder lässt ihn deutlich auftauen. Auf den Spuren ihres Vaters machen sie nahezu eine Weltreise.

 

Das ist eine wirklich hübsche Idee. Eskos zahnärztliche Sicht liefert witzige Vergleiche und wird bisweilen sogar originell dental-philosophisch. Da bietet sich viel an, wenn man nach seinen Wurzeln sucht und der Autor lässt wirklich nichts liegen.

 

Wäre es dabei geblieben, hätte mir das Buch gut gefallen.

Allerdings nutzt der Autor hier eine spaßige Geschichte, um Rassendiskriminierung, Fremdenhass und ethnische Probleme jeder Art zu beleuchten.

Sie finden weltweit Geschwister. In Schweden wohnt eine Schwester mitten in einem Asylantenbrennpunkt, in Thailand reflektiert man über Thai-Tourismus, in Australien fallen Aborigines auf, das ist auch ein großes Thema. Eskos Mutter war eine Roma, die verfolgt wurde, das wird gleich eingangs besprochen. Und zwischendurch erfährt man noch etwas über die Geschichte der Assyrer und die Ein-Kind-Politik Chinas.

 

Hier muss ein Autor mit dem erhobenen Zeigefinger jedes Übel dieser Welt behandeln und nimmt zum Anlass eine Vatersuche, die mit zunehmender Geschwisterzahl jede Glaubwürdigkeit verliert. Man hat fast den Eindruck, da hat ein Mann an nahezu jedem Brennpunkt der Welt versucht, eine Familie zu gründen, die er dann aus zweifelhaften Gründen wieder verlassen musste, nur damit wir die lokalen Probleme beobachten können.

Ich habe nichts dagegen, wenn man mir anhand einer Geschichte eine Botschaft übermitteln möchte. Hier musste sich die Geschichte so stark der Botschaft anpassen, dass sie letztendlich nur noch das wackelige Gerüst dafür ist.

 

Man kann dieses Buch lesen und sich dabei über eine kuriose Familiengeschichte freuen. Um es zu genießen muss man allerdings auch eine große Portion Moralinsaures unterhaltsam finden können. Das fällt mir schwer.