Rezension

Verrückte Welt

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand - Jonas Jonasson

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
von Jonas Jonasson

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das beschreibt dieses Buch eigentlich ganz gut in zwei Worten.

Inhaltsangabe spare ich mir, dafür reicht das oben in der Buchbeschreibung stehende vollkommen aus.
Nun, meine Meinung: Eine recht abgedrehte, witzige, intelligente und derbe Geschichte. Eigentlich Geschichten. Denn es werden zwei parallel erzählt: 
Einmal die Lebensgeschichte von Allan und die Geschichte seines Ausbruchs.

Die Lebensgeschichte ist sehr verworren, sehr politisch, obwohl Allan selber unpolitisch ist. Er macht praktisch eine Weltreise durch verschiedene Länder der Erde, beginnend in Schweden, sprengt er erst sein eigenes Haus, kämpft im spanischen Bürgerkrieg auf beiden Seiten, entwickelt in den USA die Atombombe, wirkt in China bei der Revolution mit, diniert mit Stalin, zerlegt Wladiwostok, um nach Nordkorea Kim Jong-Il großzuziehen und und und. Faszinierend.

Die Ausbruchsgeschichte ist genauso, verstrickt er sich doch in die Geschäfte eines Motorradclubs, bringt mehrere der Mitglieder ganz nebenbei um, unter anderem mit Hilfe eines Elefanten, um dem Gesetz mit Hilfe von Leuten zu entfliehen, die er ganz nebenbei kennen lernt und hinterher kennt echt jeder jeden und ist mit jedem verwandt und/oder verschwägert.

Fazit: 
Etwas zu dick aufgetragen wird mit den Verstrickungen in die Weltgeschichte, das ist zwar witzig, aber wirkt zu sehr erzwungen, genauso wer da ales wen kennt und wem hilft, das ist zu starker Tobak, zudem wird es im letzten Drittel etwas langweilig, weil man merkt: Okay, jetzt der nächste Umschwung, gleich kommt der nächste unwahrscheinliche Twist, der dem Gesetz entkommen lässt, da ist gerade die erste Hälfte des Buches deutlich temporeicher und witziger. Aber ich denke, dass ist der Natur der Sache geschuldet, man kann nicht kontinuierlich überzeugende Zufälle erdenken, da wären ein paar weniger Seiten und etwas mehr Plausibilität besser gewesen, ist vielleicht auch meinem zu rationalem Denken geschuldet.
Auf der anderen Seite macht genau das das Buch aus, sowas Abstruses kann nur so zusammengeballt passieren und das Gesamtbild bleibt dann doch eher positiv, während man über die Gedankengänge des Autors im Nachhinein noch schmunzeln muss, was für mich die Qualität deutlich anhebt, da Jonasson es schafft, über das Buch hinaus zu denken.
Wer also leichte, amüsante Kost mit Niveau haben möchte, ist mit diesem Buch gut aufgehoben, wer nicht so auf Abstrusitäten und Zufälle steht, sollte das Buch lieber im Regal stehen lassen.