Rezension

Verschollen in den düsteren Wäldern Deutschlands ...

Blind Walk - Patricia Schröder

Blind Walk
von Patricia Schröder

Bewertet mit 3 Sternen

Also, hm. Ja. Ich bin recht unentschlossen, was dieses Buch betrifft. Es hat mich gereizt vom Klappentext her, und zu erkennen, dass der Klappentext von jemandem geschrieben wurde, der das Buch nie gelesen und somit keine Ahnung hat, ist nicht hilfreich. Ich erzähle mal ein bisschen, worum es wirklich geht.

Lida und Jesper, die seit einem halben Jahr zusammen sind, machen bei einem Blind Walk mit. Dabei handelt es sich um eine Abenteuerwanderung über eine Woche in einer Gegend, die man nicht kennt - genauso wenig wie die anderen Leute, die dort mitmachen. Die beiden werden also an einem vereinbarten Treffpunkt abgeholt und dann mit den anderen Teilnehmern (und verbundenen Augen) irgendwo hingekutscht und in einem Wald abgesetzt. Noch bevor sie richtig loslegen, finden sie einen Toten. Sie kennen den Mann, er war einer der beiden, welche sie aufgesammelt und in diesen Wald gebracht haben. Natürlich bekommen sie Angst, zumal das Notfallhandy, das ihnen zur Verfügung gestellt wird, nicht mehr funktioniert. Lida und die anderen müssen sich zusammenraufen, doch das gestaltet sich schwer - zu unterschiedlich sind sie alle, und zu oft kochen Emotionen hoch und Aggressionen werden freien Lauf gelassen. Dann passiert etwas mit Lida, was sie zuerst nicht begreifen kann; als sie versteht, was mit ihnen allen passiert und was dahintersteckt, ist es fast zu spät. Vielleicht kann ihr Sten helfen, den sie unterwegs trifft, doch er befindet sich in derselben Position wie sie und ist daher kaum in der Lage, auch wenn er gerne wollte ...

Ich bin also davon ausgegangen, dass es sich um einen Jugendthriller handelt, in dem es in etwa so zugeht wie mit den 10 kleinen Jägermeistern. Dass es nicht ganz so lief, hat mich weniger irritiert als die ... ich nenne es mal übersinnliche Richtung, die das Buch einschlug. Darauf konnte ich mich jedoch nach einiger Zeit einlassen, denn mein Problem war ein ganz anderes: Ich kam mit der Ausgangslage nicht zurecht. Und wenn man die nicht akzeptieren kann, hat es ein Buch schwer, Gesamtlogik zu erzeugen. Das geht los mit Lida, die von Jesper mitgenommen wird, obwohl er einfach Nein sagen könnte. Weiter dann mit einem Waldgebiet in Deutschland, das so groß und unberührt ist, dass man tagelang dort herumstrolchen kann, ohne einen Ausweg zu finden? Sorry, das ist lächerlich, Schlucht und Felsen hin oder her. In den USA hätte ich es akzeptiert, auch in Skandinavien. Aber nicht irgendwo zwischen Hessen und Bayern. Dazu kommt das Benehmen der Hauptprotagonistin Lida, die mir im ersten Drittel des Buches abgrundtief unsympathisch war. Meine Güte, was für eine Zicke. Es wurde besser, aber bis zum Schluss konnte ich mich nicht wirklich mit dem Mädchen anfreunden. Bei den seltsamen Namen aller Beteiligten musste ich immer grinsen. Da hätten bei all diesen Lidas, Jespers, Thores, Birks, Joys, Nataschas und Isabellas eigentlich nur noch Jaqueline und Kevin gefehlt. Du, Schantall, tu doch ma die Oma winken ...

Bei all diesen seltsamen Sachen war es jedoch nicht unspannend. Das Buch liest sich gut und wenn man einfach alles als gegeben annimmt und abnickt, gefällt es bestimmt gut.

Fazit: Eher etwas für jüngeres oder unkritisches Publikum und nichts für Leute, die einen klassischen (Jugend)Thriller erwarten.