Rezension

Verstörend

Neuntöter - Ule Hansen

Neuntöter
von Ule Hansen

Bewertet mit 5 Sternen

Emma Carow ist Fallanalystin beim Berliner Landeskriminalamt und erstellt dort auf Grund von laufenden Ermittlungen Täterprofile her. Seitdem sie selber als junge Frau aufs brutalste vergewaltigt und misshandelt wurde ist sie anderen Menschen gegenüber eher skeptisch. Als drei grausam getötete Leichen in einem unbewohnten Haus am Potsdamer Platz gefunden werden, wird ihre Mithilfe benötigt, denn die Menschen wurden nicht einfach "nur" getötet, sondern wir Mumien in Panzertape eingewickelt und unter dem Dachfirst aufgehangen. Genau zu diesem Zeitpunkt kommt aber ein Buch heraus, das ihr ehemaliger Peiniger geschrieben hat, in dem er behauptet, geläutert und geheilt zu sein, nach seinem Gefängnisaufenthalt. Emma wird von der eigenen Vergangenheit eingeholt und es fällt ihr immer schwerer sich zu hundert Prozent auf den aktuellen Fall zu konzentrieren, dabei wäre es genau jetzt wichtig, denn es steht ein großer Schritt in ihrer Karriere bevor, denn sie könnte zur Abteilungsleiterin aufsteigen. Wird es Emma gelingen, den Fall zu lösen und mir ihrer eigenen Vergangenheit abzuschließen? Oder wird sie daran zerbrechen?
Meine Meinung:
Mit Neuntöter erscheint das Debüt des Autorenduos Astrid Ule und Eric T. Hansen im Heyne Verlag. Der Thriller ist allein schon optisch sehr düster und so wirkt auch der Inhalt des Buches. Der Schreibstil hat mich tatsächlich beeindruckt, fand ich es zunächst noch recht gewöhnungsbedürftig, dass die Sätze anfangs abgehackt und kurz wirkten, kam ich erstaunlich schnell in die Geschichte. Denn der Schreibstil wird nur immer dann so, wenn z.B. Tatorte beschrieben werden. Dadurch sprangen mir förmlich die einzelnen Bilder des Geschehens vor Augen und ließen mich schaudern, denn es gibt doch schon das ein oder andere sehr brutale Detail. Die Autoren sind in ihren Beschreibungen keineswegs zimperlich und trotz dieser Grausamkeiten war ich fasziniert. Der Spannungsbogen wird konsequent hoch gehalten und es gelingt immer wieder, dieses noch einmal zu steigern, so das ich kaum schnell genug lesen konnte. Ob die Ermittlungen, bzw. das Herangehen der Fallanalystin Emma Carow so realistisch ist, bleibt mal dahin gestellt, doch das hat für mich keinerlei negativen Einfluss beim Lesen gehabt, denn in sich war alles stimmig. Auch die Lösung des Falles bzw die Darstellung, warum der Mörder so gehandelt hat, ist etwas konstruiert, aber so aussergewöhnlich, das die Wirkung des Thrillers dadurch umso erschreckender war.

Emma ist eine erstaunliche junge Frau, die durch ihre furchtbare Vergangenheit, die man erst so mit und mit erfährt, traumatisiert ist. Sie läßt niemanden nah an sich heran und ihr Umgang mit Kollegen ist auch nicht immer gerecht. Eher bleibt sie eine Einzelkämpferin und schenkt so schnell niemanden ihr Vertrauen. Auch hier bleibt alles in einem denkbaren Bereich. Die Nebencharaktere sind zwar nicht bis ins kleinste Detail ausstaffiert, doch sie bekommen so viel Farbe, dass man auch hier schnell einen Bezug zu den einzelnen Charakteren bekommt.

Gelungen fand ich ebenfalls, dass man während des Lesens, gerade wenn Emma ihre Theorien zum Täter durchdachte, selber genug Zeit hatte, mitzurätseln, wer denn nun der Täter ist. Da es auch immer wieder Wendungen gab, die neue Verdächtige heraufbeschworen, wurde es keineswegs langweilig.
Mein Fazit:
Wer einen hochspannenden, aber auch sehr brutalen Thriller sucht, ist hier an der richtigen Adresse. Mich konnte das Autorenduo mit ihrem Debüt vollstens fesseln und hat mir einige spannende Stunden geboten. Auch wenn der Fall ein wenig konstruiert und die Ermittlungen eher ungewöhnlich bleiben, hat das der Spannung keinen Abbruch getan. Wer eher zart besaitet ist und lieber einen ermittlungstechnisch korrekten Thriller lesen möchte, ist hier eher falsch. Mir persönlich hat es aber sehr gut gefallen und ich werde mit Sicherheit auch in Zukunft nach den Büchern der Autoren greifen. Von mir gibt es fünf von fünf Sternen!