Rezension

Verstörend

Still - Zoran Drvenkar

Still
von Zoran Drvenkar

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Still“ wird in drei Strängen erzählt: ICH, DU und SIE. ICH, der Vater, dessen Tochter vor Monaten spurlos verschwunden ist und der sich auf Spurensuche begibt, hat dafür seine alte Existenz aufgegeben und nimmt mit den mutmaßlichen Entführern Kontakt auf. Hinter DU verbirgt sich das eine Mädchen, dem es gelang, sich aus den Händen ihrer Peiniger zu befreien. SIE sind die Täter, die nur ihr perfides Spiel im Sinn haben.

Mit einer sehr reduzierten Sprache und kurzen Sätzen hat Drvenkar für mich eine Distanz zum Geschehen geschaffen, die dem Verstörenden ein gewisses Maß an Erträglichkeit gegeben hat. Warum auch immer, bin ich davon ausgegangen, dass es sich um sexuellen Missbrauch von Kindern handelt. Aber die tatsächliche Handlung ging in eine für mich unvorstellbare Richtung und hat mich regelrecht überrumpelt. „Still“ hat mich vom ersten Satz an gefesselt und lässt mich ein wenig entgeistert zurück. Wie kann ein Autor sich so etwas ausdenken? Und was mich noch viel mehr beschäftigt: Passiert so etwas tatsächlich? Der Bann ist gebrochen. Zoran Drvenkar hat definitiv eine Leserin mehr.