Rezension

Verstörend, aber weniger verstörend als erwartet

Die Verwandlung - Franz Kafka

Die Verwandlung
von Franz Kafka

Ich habe mich wirklich bemüht, offen an das Buch heranzugehen, ohne eine abgeneigte Grundeinstellung. Nichtsdestotrotz blieb mein Haupteindruck am Ende: Verstörend.

Ein junger Mann, der eines Morgens als Käfer aufwacht, jedoch kein bisschen in Panik gerät, sondern das mit einem Gleichmut hinnimmt, ja, sogar plant, sein Leben wie gewohnt fortzusetzen, jedoch zunehmend in seinem neuen Dasein hinvegetiert - verstoßen, wenn auch noch verpflegt von seiner Familie. Verstörend? Definitiv.
Zumal die Erzählung auch mit keiner Moral, keinem Drama in dem Sinne aufwartet. Und damit dem/ der Leser*in vollkommen selbst überlässt, was er/ sie daraus macht. Und Interpretationen gibt es ja genug, von Offenlegung menschlicher Abgründe hin zur Enttarnung des Widerspruchs innerer Sehnsüchte, während der Schreibstil fast distanziert lediglich die Begebenheiten wiedergibt, ohne wirklich zu werten.
Was den Schreibstil anging, so empfand ich ihn, trotz der altmodischen Züge (das Buch wurde schließlich 1912 verfasst), als recht einfach zu lesen, zumindest bin ich flüssig durchgekommen und nirgends dran gestolpert. Überhaupt bekommt man das Buch - auch dank der dünnen Seitenzahl, die bei meiner Ausgabe etwa 90 Seiten umfasst - ziemlich schnell durch, was es einfacher macht, diesen Klassiker auch mal zwischendurch zu lesen.

Im Endeffekt hätte ich es mir, beruhend auf die Entsetzensschreie, die man beim Namen Kafka meist hört, weitaus schlimmer vorgestellt, auch wenn die Geschichte selbst durchaus verstörend anmutet.