Rezension

Verstörende Verrohung

Hades - Candice Fox

Hades
von Candice Fox

Bewertet mit 3 Sternen

Hades" von Candice Fox ist in vielerlei Hinsicht für mich eine absolute persönliche Novität. Es ist mein erster australischer Roman und zugleich eines der verstörendsten Bücher, die ich bislang gelesen habe. Von den geographischen Ursprüngen der Autorin und den geschilderten Schauplätzen ist nur wenig herauszulesen. Die Geschichte hätte ebenso an einem anderen beliebigen Ort spielen können. Dies wird aber auch auf Grund der massiven Handlung und Brutalität des Geschehens eher zur Nebensache. Hades zieht zwei Kinder groß, die in einer absolut gewalttätigen Welt selbst zu Tätern werden. Die Kapitel sind klar strukturiert und man kann den Handlungssträngen gut folgen. Teils ist auch eine andere Schriftart gewählt, die den Perspektivwechsel zusätzlich deutlich macht. Die Frage ist nur, ob man der Handlung wirklich folgen möchte. Jeder der vorkommenden Figuren zeigt im Wesentlichen seine, warum auch immer, verrohte Charakterseite. Es bleibt kein Raum für emphatisches Leserverhalten. Selbst die scheinbaren Opfer werden so abgrundtief böse dargestellt, dass es kaum auszuhalten ist, dieser finsteren Stimmung dauerhaft zu folgen. Noch nie habe ich einem Buch so viele Leseunterbrechungen einbauen müssen, um es zu Ende zu lesen. Die Autorin setzt keine Bemühungen darin, den Leser in eine Ambivalenz zu ihren Figuren zu bringen, da sie nach meiner Meinung keine sympathischen Seiten skizziert. Erst zum Ende des Buches kann eine Figur annähernd menschliche Züge präsentieren, die sie dann aber durch die folgende Handlung im Keim erstickt. Insgesamt ist mir dies, bezogen auf das Thema, einfach zu eindimensional und plakativ. Vielleicht brauche ich immer auch ein bisschen " das Gute im Menschen" und das muss man bei Fox wirklich lange suchen. Insgesamt keine leichte Lektüre, wenn ich auch großen Respekt vor den Autorenfähigkeiten der Autorin habe. "Hades" ist durchaus schlüssig geschrieben und bestens recherchiert. Besonders der Verweis auf die real existierenden Serienkiller Dahmer und Bundy haben mir gefallen, obwohl diese im Vergleich zu Foxs Protagonisten fast als Unschuldslämmer daherkommen. Ich brauch jetzt erstmal was "leichtes" als nächsten Lesestoff.