Rezension

Versuch einer Gesellschaftskritik, aufgepeppt mit Sexszenen

So enden wir - Daniel Galera

So enden wir
von Daniel Galera

Bewertet mit 2 Sternen

"Lesen stärkt die Seele." (Voltaire)

Bei diesem Buch ist das für mich keineswegs der Fall. Ich mag Bücher, die mich zum Denken anregen. Obwohl es in diesem Roman einige gesellschafts- und konsumkritische Ansätze gibt, erreichen sie mich nicht. Zu oberflächlich daher geschrieben sind sie, keineswegs neu, zu komprimiert und zu abgehoben formuliert. Ein Beispiel:

"In dieser neuen Welt* besteht nicht die geringste Möglichkeit zur Transgression oder Transzendenz." (98)
*(der Algorithmen, des Informationsüberflusses)

Damit das Ganze nicht zu langweilig wird oder auch wegen der Tatsache 'Sex sells'(?), hat der Autor diverse Szenen der unschönen Art dazu gepackt, das meiste mit Ekelfaktor. So hat z.B. eine der Hauptfiguren seine Lust daran, die Zuhörer seines Vortrages mit den Schilderungen der Praktiken des Marquis de Sade ('Kot essen') zu konfrontieren. Einsames Masturbieren bei Pornos im Internet – im Nebenzimmer schläft der kleine Sohn und die Ehefrau wird bald zurückkommen und hat schon ihre Wünsche geäußert – erscheint mir ziemlich mechanisch, traurig und einsam.

Was ist eigentlich die Handlung?

Drei ehemalige Freunde treffen sich auf dem jüdischen Friedhof bei der Beerdigung von 'Duke', der auch zu ihrer Clique gehörte, sie, die einmal so engagiert "die Speerspitze einer neuen Generation" sein wollten, "die sich das Internet und die wirtschaftliche Stabilität zunutze machen würde …" (46). Da scheint nicht viel draus geworden zu sein. Anlässlich des Mordes an Duke erinnern sie sich an ihn und ihre gemeinsame Zeit.

Die in meinen Augen unschönen Sexszenen einerseits und hochintellektuelle Gesellschaftskritik und nihilistische Gedankenspiele andererseits finde ich unpassend zusammengestellt. Ich empfinde das als starke inhaltliche Brüche.

Was ist die Aussage? ???

Für mich ergibt sich da nichts außer Allgemeinplätzen und klischeehaften Äußerungen: "… immer mehr Menschen, immer mehr Konsum …. Ideologie dahinter: immer mehr Profit" (179).

"Jeder weiß doch, was falsch läuft und was man besser machen könnte, aber was gemacht werden könnte, wird nicht gemacht, und deswegen kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass es gemacht werden könnte."

Die Sprache

Einerseits auf sehr hohem Niveau, aber leider mit Worthülsen gespickt, die zu verschwommen und vieldeutig sind, z.B. Poststrukturalismus, dann wieder seltsame Vergleiche: "… meldete sich meine abgesaugte Gebärmutter und jaulte mich an wie ein Hund nach einer OP …" (156 ).

"Verkatert und mit dem Gefühl, dringend scheißen zu müssen, wachte ich auf." (Emiliano S. 86)

In Abwandlung dieses Zitats:
Angeekelt und mit dem Gefühl, dringend k...en zu müssen, klappte ich das Buch zu.