Rezension

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Verträumte Sätze und zauberhafdte Worte

Metamorphose am Rande des Himmels - Mathias Malzieu

Metamorphose am Rande des Himmels
von Mathias Malzieu

Ich bin verliebt! In dieses Büchlein, in den Schreibstil! Seine weiteren Werke sind bereits auf meine WuLi  (Wunschliste) gewandert, u.a. „Mechanik des Herzens„, welches unter dem Titel „Jack und das Kuckucksherz“ bereits als Animation verfilmt wurde.

Ich bin ebenso ganz verzückt von den Kapitelanfängen! Der erste Buchstabe ist wunderschön verschnörkelt, jedoch nur ganz leicht, und ein kleiner Vogel sitzt auf ihm. Aber auch die Geschichte selbst hat mich ganz verzaubert!

Eher nebenher wird die Erkrankung des tollpatschigen Tom Cloudman, seines Zeichen Stuntman, eingebaut – die rote Beete. Eine Metapher für seine Krebserkrankung. Diese ganze Geschichte ist gespickt mit Metaphern, so leise eingebaut, das diese kaum wahrnehmbar sind.
 Auf dem Dach des Krankenhauses trifft er die Vogelfrau Endorphina – diese verleiht ihm nicht nur Hoffnung, sondern ebenso neue Kraft.
 Sich der Erkrankung nicht geschlagen geben, dem Ganzen mit Poesie einen kleinen Zauber einhauchen.

„Miss Morphina wiegt mich sanft im Arm und beschützt mich vor der Roten Beete. […] Der Schmerz vergeht, mein Körper zerfällt aufs Angenehmste in seine Einzelteile.“ (S. 59)

Früh wird dem Leser bewusst, das Toms Erkrankung schwerwiegend ist und doch schwebt man darüber hinweg. Taucht hinein in diese zarte Geschichte voller Traum.

„Die Nacht hat ihren samtenen Mantel abgestreift […]“ (S. 75)

Sich der Fantasy hingeben oder zwischen den Worten lesen, es ist eine kleine einhüllende Geschichte, mit wundervollen Zeilen!

Eigene Interpretation des Buches || Ein Hauch von Spoiler ||

Nicht nur Tom spielt mit Metaphern, der Schriftsteller selbst umspickt seine kleine Geschichte damit. Alle Details um die Krankheit herum werden nicht benannt, sondern wundervoll umschrieben.

„Jede Bewegung löst Platikknistern aus.“ (S. 78)
„Meine Lieder sind schwere Samtvorhänge, […]“ (S. 85)

Er begegnet seiner Ärztin, seiner Hoffnungsträgerin. Der Frau, die ihm ein unwiderstehliches Angebot unterbreitet und er gibt sich ihr hin. Er klammert sich an diese Hoffnung, geht vollständig darin auf. Er macht sie zu seiner Hoffnungsträgerin, Endorphine sprudeln nach der ersten Begegnung durch seinen Körper.
Endorphina selbst kämpft um ihren Patienten, dem es sichtlich schlechter geht, vergleichbar einer Quarantäne untergebracht werden muss. Die Realität wird ähnlich eines Traumes beschrieben und führt den Leser fernab der Schmerzen, des Alleinseins, der Aufgabe seiner selbst.

Tom kämpft und Tom gewinnt und Tom verliert – alles in gefühlt einem Atemzug. Malzieu hat mich entführt in seine kleine Welt und bis aufs tiefste berührt – auf so wenig Seiten, mit solch einer Macht der Worte. Die aufkeimende Liebe, der näher kommende Abschied. Der Moment der Metamorphose, der Augenblick des Todes.

Mathias Malzieu ist es mehr als hervorragend gelungen diesen Leidensweg in eine romantisch-poetische Fantasy Geschichte zu verweben! Wundervoll zart wird Toms Erkrankung beschrieben, sein Leiden und seine Hoffnung.