Rezension

Verwirrende Namen, aber absolut spannend und gelungen

Mord im Orientexpress - Agatha Christie

Mord im Orientexpress
von Agatha Christie

Klappentext:
Nach einigen Mühen hat Hercule Poirot ein Abteil im Kurswagen Istanbul - Calais des Luxuszugs ergattert. Doch auch jetzt ist ihm keine Ruhe vergönnt: Ein amerikanischer Tycoon ist ermordet worden, der ganze Zug voller Verdächtiger. Und der Mörder könnte jederzeit wieder zuschlagen. Eine Aufgabe, wie gemacht für den Meisterdetektiv.

Einordnung:
Es gibt mehrere Bücher, in denen Hercule Poirot ermittelt, diese sind jedoch unabhängig voneinander lesbar.

Rezension:
Da ich der französischen Sprache leider nicht mächtig bin, weiß ich auch nach dem Beenden des Buches noch nicht, wie der nette Detektiv ausgesprochen wird. Eigentlich ist das kein Problem, da der Name wegen der Kürze trotzdem einprägsam ist, allerdings sind Namen generell das große Manko an der Geschichte. Zwar bleibt der Orientexpress im Laufe der Geschichte in einer Schneewehe stecken, sodass Fahrgäste immer dieselben bleiben und sich damit die Anzahl der auftauchenden Figuren ordentlich beschränkt, aber gleichzeitig sind alle zwölf Fahrgäste zuzüglich der Schaffner Verdächtige und treten damit reihum immer wieder mehr oder weniger deutlich in Erscheinung. Da sich die Autorin kaum Zeit nimmt, die Figuren nacheinander ordentlich einzuführen, sondern viele bei einem Besuch im Speisewagen in einem Atemzug nennt, besteht hohe Verwechslungsgefahr, zumal die meisten Namen dem Englischen entstammen. Ich habe nie bewusst die Anzahl der Charaktere gezählt, daher war ich bis zum Schluss nicht sicher, wie viele Personen sich eigentlich im Zug befinden und ob der durchschnittliche englischsprachige Mann mit dem unauffälligen Namen und die Frau mittleren Alters schon einmal einen Auftritt hatten oder nicht.

Ansonsten eignet sich dieser Krimi aber wirklich gut zum Mitraten. Immer wieder legt Poirot dem Eisenbahndirektor Rechenschaft ab über seine Fortschritte. Dabei wird der Leser auf den aktuellen Stand seiner Gedanken gebracht und kann die eigenen Theorien weiter spinnen. Außerdem sind die Notizen, die sich der Detektiv während jeder Befragung macht, auch im Buch abgedruckt. Die Auflistung von möglichen Motiven, Gelegenheiten und weiteren Informationen zu jeder Person ist eine gute Zusammenfassung und bietet die Möglichkeit, nach Ungereimtheiten und Auffälligkeiten Ausschau zu halten.
Doch es werden nicht alle Details auf dem Silbertablett geliefert. Bei der Auflösung erläutert Poirot die Wichtigkeit vieler Dinge, die im Buch nur in einem kleinen, unauffälligen Nebensatz erwähnt wurden. So ist es mir bei diesem Buch, im Gegensatz zu den meisten Krimiserien, bis zum Schluss nicht gelungen, den Täter zu identifizieren.

Möglicherweise liegt das auch mit an der Idee, die hinter dem Mord steckt. Gegen Ende des Buches war ich zunächst enttäuscht darüber, wie viele Zufälle sich die Autorin aus den Fingern saugen musste, um noch einmal Spannung aufzubauen. Bei der Auflösung hat sich jedoch gezeigt, dass das Buch es auf jeden Fall wert ist, bis zum Schluss gelesen zu werden, denn nichts geschieht ohne einen bestimmten Grund und die Szenen sind durchdachter als sie im ersten Moment zu sein scheinen. Die Entlarvung des Täters hat mich in diesem Krimi begeistert und rundum zufrieden gestellt.

Fazit:
Der Krimi ist spannend und eignet sich gut, um eigene Vermutungen anzustellen. Dadurch, dass die Erkenntnisse des Detektivs entweder als Berichte an seinen Auftraggeber oder in Form von direkt abgedruckten Notizzetteln dargestellt werden, ist es leicht, den Ermittlungen zu folgen. Trotzdem ist die Auflösung überraschend, wenn auch sehr durchdacht. Der einzige negative Punkt an diesem Buch ist die Verwirrung und Unübersichtlichkeit bezüglich der Namen, sodass ich mir an vielen Stellen nicht über die Anzahl der Charaktere im Klaren war. Insgesamt bekommt „Mord im Orientexpress“ daher vier Schreibfedern von mir.