Rezension

Verwirrende, überfrachtete Handlung, kluge Gedanken und eine phantasievolle Sprache

Palast der Finsternis - Stefan Bachmann

Palast der Finsternis
von Stefan Bachmann

Bewertet mit 3 Sternen

Ein interessanter Ausgangspunkt: fünf Jugendliche werden nach einem langwierigen Auswahlverfahren von einem Professor angeheuert, um einen angeblich gerade entdeckten unterirdischen Palast zu untersuchen, eine archäologische Sensation, die viele Aufschlüsse über die die Französische Revolution bringen könnte. Warum damit nicht renommierte Wissenschaftler betraut werden, fragen sich die Jugendlichen selber, nicht nur der Leser. Aber gut, es ist Fantasy und man muss sich mal auf die Idee einlassen, auf das Abenteuer, das die jungen Leute dort unten erwartet, drei Jungs, zwei Mädchen.

Anouk ist die Ich-Erzählerin und auch die Hauptperson dieser kleinen Gruppe, die im Präsens von den Vorfällen erzählt, was eine gewisse Atemlosigkeit erzeugt. Selbst der zweite Handlungsstrang, der zur Zeit der Französischen Revolution spielt, ist von einem Mädchen namens Aurélie in der gleichen Manier erzählt.

Anouk scheint hochbegabt zu sein, was oft mit sozialer Unfähigkeit einher geht und so gibt sich dieses erst 17 Jahre alte Mädchen sehr sarkastisch und abgeklärt. Sie scheint weder von sich selbst noch von anderen etwas zu halten:

"Ich bin ein vorsätzlicher Schmutzfleck inmitten all dieser Makellosigkeit, eine Radiergummispur auf den geraden Linien." - "Ich glaube einfach nicht daran, dass die Menschen im Grunde ihres Herzens gut sind. Ich glaube, dass die Menschen im Grunde ihres Herzens am allerschlimmsten sind." (44)

Außer einer Menge kluger Gedanken - "Wenn andere dich haben weinen sehen, ist es, als besäßen sie einen Teil von dir" - verwendet der Autor eine sehr bildhafte Sprache voller Vergleiche und Metaphern. Er versteht es, mit Worten Bilder zu malen und die Räume des unterirdischen Palastes vor den Augen des Lesers entstehen zu lassen. Die Romanhandlung würde sich gut als Vorlage für ein Drehbuch eignen und das Durcheilen verschiedener Räume mit gefährlichen Herausforderungen wirkt wie ein Videospiel. Das und verschiedene literarische Vorbilder wie z.B. Frankenstein scheinen dem Autor als Anregung gedient zu haben. Er muss eine überbordende Fantasie haben.

Warum dann nur 3 Sterne von 5? Dies liegt für mich in der Handlung begründet, die meines Erachtens an ZUVIEL leidet. Das führt nicht nur im mittleren Teil zu etwas langatmigen Szenen – und noch ein Raum und noch einer - sondern auch am Ende zu einer verwirrenden Fülle von Ereignissen, Erklärungen und Auflösungen. Und doch blieb bei mir der Eindruck zurück, dass noch Fragen offen sind.