Rezension

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Verwirrt aber begeistert!

Der Sandmann - E. T. A. Hoffmann

Der Sandmann
von E. T. A. Hoffmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Verwirrt. Das war ich, aber nach längeren Überlegen kam die Begeisterung! Ein wirklich tolles Werk der Romantik!

 

Inhalt:

[Inhaltsangabe]

Ein Juwel der Schwarzen Romantik in der Bibliothek der Erstausgaben: Die faszinierende Erzählung von 1816 vom Studenten Nathaniel, dessen Begegnung mit dem Wetterglashändler Coppola traumatische Kindheitserinnerungen weckt, besticht durch einen facettenreichen Handlungsstrang und einen unerschöpflichen Motivreichtum.

 

meine Meinung:

Zugegeben, ich war nach beenden des Werkes zu allererst schockiert. Ich wusste nicht, was ich jetzt denken sollte, es passierte dafür einfach zu viel auf so wenigen Seiten. Zuerst schüttelte ich den Kopf, dann lachte ich und dann versuchte ich den Inhalt zu analysieren.

Hoffmann war einfach ein Genie. Nur er schaffte es, dass er eine Novelle so vollstopft und der Leser trotzdem total begeistert davon ist, obwohl es so irrsinnig wirkt.

Einem so verwirrt.

Einem zum Rekapitulieren des Gelesenen zwingt.

 

Nathaniel hatte schon eine schwierige Kindheit, die er mit einem schweren Trauma überstand. Dann seine Studienzeit, die gut begann, aber schlecht änderte, denn sein Trauma kam an die Oberfläche und veränderte ihn total.

 

Ich war wirklich verwirrt.

Nathaniel bringt sich um, will vorher seine – angebliche – große Liebe umbringen und das nur weil sein – anscheinend – geheilter Wahnsinn wieder ausbrach?

Zuvor passiert aber auch noch so unglaublich viel!

Nathaniel beschreibt in einen Brief seine Kindheit und seine Erfahrung mit dem Sandmann. Das Trauma kam also wieder in sein Leben zurück. In ähnlicher Gestalt aber anderen Namen...jedenfalls glaubt Nathaniel daran.

Es war faszinierend zu lesen, wie Nathaniel sich in ein Mädchen verliebte, dass NICHT seine Verlobte war. Wie er diesem „Mädchen“ alle Menschlichkeit angedichtet hatte, nur damit er am Ende erkennt dass dieses Wesen kein Mensch war, sondern nur eine Maschine.

Der Wahnsinn der darauf folgte war dementsprechend auch nicht sehr überraschend, aber der Auslöser des ganzen war es.

Ein Mann. Laut Nathaniel „der Sandmann“ und Mörder seines Vaters: Coppola.

 

Der auktoriale Erzähler spornte den Leser einfach nur noch mehr an. Hoffmann schlüpfte dabei in die Rolle eines Schriftstellers, der diese Geschichte gerade erfahren hat und es einfach niederschreiben musste. Sehr interessant!

 

Als Interpretation kann man Nathaniels Wahnsinn nehmen, der durch ein Kindertraume entstanden und nie richtig Therapiert worden war. Man kann es sich als Leser – jedenfalls scheint es mir so – aussuchen, ob man Nathaniels Lebensweg als „dunklen Einfluss von außen“ sehen will oder als dummer und gleichzeitig schrecklicher Zufall. Hoffmann zeigte mit diesem Werk, dass „Universalpoesie“ tatsächlich in einem einzigen Werk vorhanden sein kann:

Gefühle.

Wissenschaft.

Dunkles.

Es beinhaltet alles und machte es so unglaublich spannend!

 

Fazit:

Ein wirklich sehr gelungenes Werk aus der Zeit der „Romantik“. Ich wusste nicht was mich erwartete, aber das es SO kam, hätte ich nie erwartet!

E.T.A. Hoffmann zeigte mir, dass er wirklich ein Allround-Talent war und – verrückt oder nicht – wirklich tolle Ideen für seine Werke hatte!

4,5 von 5 Sterne für dieses unglaubliche Werk und höchst verwirrende Werk!