Rezension

Verzichtbar

Ich bin mal eben wieder tot
von Nicholas Müller

Bewertet mit 2.5 Sternen

Oh, das hier fällt mir schwer. Ich habe großen Respekt vor Nicholas Müllers Krankheitsgeschichte. Vor dem, was er jahrelang durchlitten hat und davor, dass er das nun öffentlich macht. Dass er helfen will. Das ist großartig. Aber auch wenn ich das wertschätze und seine Lebensgeschichte keinesfalls abwerten will: Gefallen hat mir das Buch nicht.

Angefangen hat es ganz solide. Wie er über seine Kindheit schreibt, über seine Familie und darüber, wie sie alle durch die Krebserkrankung seiner Mutter erschüttert wurden, las sich sehr gut. Mal war es traurig, mal eher witzig verpackt. Genauso der Teil, in dem er später über seine Therapie erzählt. Das waren sicher die stärksten Stellen des Buches. Zwischendurch erzählt er mal über seine Bands, über seine Tochter, über seine Angsterkrankung und schildert Situationen aus seinem Leben. Insgesamt war das alles leider recht wirr geschrieben. Dass die Angsterkrankung das Hauptthema des Buches ist, kam nicht richtig heraus. Dazu gibt es ein wildes Durcheinander von Kapitel, Unterkapiteln, Einschüben und Themen. Eine bessere Struktur und vor allem eine chronologische Erzählweise hätten sehr geholfen!

Vom Inhalt ist es zweigeteilt: Einmal geht es natürlich um seine Krankheitsgeschichte. Dann geht es aber auch viel um seine Karriere. Ein guter Teil des Inhalts ist in erster Linie für Fans interessant, was ja vollkommen in Ordnung ist. Ich hatte ja selbst gehofft, dass sein Ausstieg bei Jupiter Jones zur Sprache kommen würde. Zum Ende hin wurde es mir aber zu wild. Mit einem Mix aus Appellen an Leser mit einer Angststörung sich helfen zu lassen, Sinnieren über den Tod und die Welt, mit viel Euphorie über seine neue Band und einer riesigen Portion Vaterstolz konnte ich leider nicht mehr viel anfangen. Die letzten Seiten zogen sich sehr und ich dachte des öfteren: „Ok, schönes Ende. Aber warum sind denn da noch 70 (60/50/...) Seiten?“

Nicholas Müller schreibt nicht allgemein über Angststörungen, sondern ausschließlich über seine persönlichen Erfahrungen. Von seiner Kindheit bis ins „Jetzt“ erfahren wir die wichtigsten Stationen seines Lebens. Dabei gibt es viele Infos, auf die ich hätte verzichten können. Eine vernünftige Struktur und ein konsequentes Lektorat hätten den Buch sehr geholfen. Auch hätte ich mir von Nicholas Müller als Botschafter der Angst-Hilfe e.V. in Sachen praktischer Hilfe ein bisschen mehr erwartet. Links zu Hilfeseiten, psychiatrischen Einrichtungen oder Ärzten fehlen zum Beispiel komplett. Statt dessen gibt es Werbung für seine neue Band. Für mich insgesamt ein ziemlich verzichtbares Buch.