Rezension

Verzögerte Liebe auf Umwegen

Remember Winterzauber - Andrea Bielfeldt

Remember Winterzauber
von Andrea Bielfeldt

Bewertet mit 2.5 Sternen

INHALT
Dass Gefühle sich nicht in Schubladen sperren lassen, muss Hannah am eigenen Leib erfahren.
Eine Autopanne beschert ihr eine Begegnung mit ihrer Jugendliebe Nick und zeigt ihr, dass man die erste Liebe niemals vergisst.
Doch als wäre das nicht genug, erscheint dazu noch Nicks Bruder Momo auf der Bildfläche und reißt mit seinen Erinnerungen alte Wunden wieder auf …

MEINUNG
Das Cover ist hinreißend, der Blauton & die Ranken drumherum sind hübsch und zaubern eine wunderbar winterliche Stimmung. Auch der Titel passt hervorragend zur Handlung!

Die Winterstimmung wird beibehalten, gleich zu Anfang, als Hannah während eiskalten Wetters eine Autopanne hat und ich froh war, dass ich den Roman gemütlich zuhause lesen konnte, bis zum Silvesterabend am Ende.

Nach acht Jahren trifft Hannah ihren Ex-Freund Nick, über den sie noch nicht hinweggekommen ist. Nach acht Jahren! Und zudem ist da auch noch Momo, sodass Hannah in ein wahres Gefühlschaos gestürzt wird.

Was in der Vergangenheit eigentlich passiert ist, erfährt man Stück für Stück aus den Rückblicken. Diese sind ausführlich und nachvollziehbar, hören aber mittendrin auf, sodass die Spannung aufrecht gehalten wird. Naja, Spannung wäre allerdings zu viel gesagt, denn obwohl es nicht langweilig wird, hätte ich mir doch noch mehr von der Handlung erhofft. Manchmal glaube ich, als Liebesroman ist es fast schon Bedingung, dass die Story Klischees beeinhaltet - wodurch es sehr vorhersehbar wird.
Romantik ist zwar schon vorhanden, aber dahingeschmolzen bin ich nicht, was größtenteils an den Charakteren liegt. Ob Hannah und Momo ein gutes Paar sind, kann ich leider nicht bezeugen, denn um das herauszufinden, müssten sie öfter gemeinsam auftauchen.

Hannah verhält sich für eine Mittzwanzigerin stellenweise sehr unreif und dämlich. Dafür, dass immer wieder betont wird, dass Hannah kein Kopfmensch ist, denkt sie ziemlich viel nach.
Sie sucht immer wieder Rat bei anderen Leuten, als könnte sie sich nicht dazu überwinden, endgültige Entscheidungen zu fällen und dann ist sie wiederum so eigensinnig und trotzig, setzt sich Dinge in den Kopf, die sie nur unglücklich machen.

Moritz - Spitzname Momo - ist seinerseits auch nicht leicht. Zwar ist unter seinem Ruf als Bad Boy eine andere, gefühlvolle Seite, die etwas Romantik hineinbringt, aber er macht sich das Leben schwer, indem er sich selbst belügt und seine Sorgen in Alkohol ertränkt. Wie auch bei Hannah wollte ich ihn schütteln, eine klatschen und zur Vernunft bringen.
Es ist nicht negativ, wenn die eigene Meinung nicht mit der der Figuren übereinstimmt, aber hier hat es mich unglaublich genervt, wie sehr sie sich selbst im Weg standen und wie sehr sie alles verkompliziert haben, obwohl es so einfach sein könnte. Und das alles wird durch den ganzen Roman immer wieder aufgewirbelt, sodass ich mir nach dem gelungenen Einstieg einen anderen Handlungsschwerpunkt gewünscht hätte als die etlichen Seiten des verzwickten Liebeschaos. Daher könnte ich mir gut vorstellen, dass die Handlung noch ausbaufähiger sein kann.

Entgegen der Beschreibungen würde ich Nick keinen Sunnyboy nennen. Er betrügt seine Freundinnen, prügelt sich, Egoismus und Missgunst geben ihm eher Momos Bad Boy-Image.
Die Rollen von Johanna & John haben mir noch am besten gefallen, dagegen finde ich den Sinneswandel von Nick und Laura zu plötzlich. Aus dem Nichts ändern sie ihre Meinungen, was mich stutzig gemacht hat.
Hannahs Bruder Flip kommt wiederum ziemlich belehrend daher. Ich finde es gut, dass er Hannah nicht allzu deutlich sagt, was sie zu tun hat, aber ein etwas stärkerer Schubs in die richtige Richtung als "Denk mal darüber nach" könnte auch nicht schaden. Vielleicht hätte sich dann das Hin und Her der Protagonistin verkürzt.

Auch wenn ich wahrlich nicht von den Charakteren begeistert bin, sie passen super in die Story hinein und ich denke, dass sie sie gerade durch ihre Ecken und Kanten gelungen mitgestaltet haben - selbst, wenn sie mir nicht vollkommen sympathisch geworden sind.

Der Schreibstil ist schön flüssig zu lesen, nur einzelne Wörter haben mich gestört, beispielsweise Mutsch, Tacheles - selbst der Name Momo mochte nicht so richtig passen. Ansonsten lesen sich die Seiten schnell weg und man muss nur gelegentlich stoppen, um die Augen über die Komplikationen zu verdrehen.

Was mir gefallen hat, war die Bedeutung der Musik. In seinem ersten Kapitel konnte Momo gleich Pluspunkte für seine Aussagen und sein Tattoo Music changed my life sammeln.

FAZIT
Ich bezweifle nicht, dass es Leser gibt, denen das Buch sehr gut gefallen wird, mich konnte es nicht vollends überzeugen. Die Charaktere konnten mich mit ihren Taten rasend machen, wenn sie sich schlichtweg selbst im Weg standen - und das fast den ganzen Roman über!
Wen das aber nicht stört und wer gerne eine verzögerte Liebe auf Umwegen lesen möchte, sollte sich vielleicht an dieses Buch heranwagen. Letzendlich zeigt der Roman doch, wie kompliziert Liebe sein kann und wie sehr sie alles auf den Kopf stellt.

Während mir Teile von Remember - Winterzauber wirklich gut und andere wiederum nicht so gefallen haben, vergebe ich gute 2,5 Sterne.

[Diese Rezension, Fotos und Zitate findet ihr auch hier auf meinem Blog.]