Rezension

viel Atmosphäre und eine sympathische Ermittlerin

Stumme Wut - Michael Wood

Stumme Wut
von Michael Wood

Bewertet mit 5 Sternen

"Stumme Wut" führt nach Yorkshire, in den Ort Sheffield. Hier geschah vor 20 Jahren ein brutaler Doppelmord, der nie aufgeklärt wurde. Beim "Harkness Massaker" wurde das Ehepaar Harkness grausam ermordet, der damals elfjährige Sohn  Jonathan musste das Verbrechen mit ansehen. Jetzt soll das Harkness Haus abgerissen werden, der Fokus der Öffentlichkeit wird auf den alten Fall gelenkt.

Die Chance für DCI Matilda Darke zu beweisen, dass sie wieder dienstfähig ist und ihren alten Posten als Chefin der Mordkommisin wieder aufnehmen kann. Denn die letzten neun Monate war sie vom Dienst freigestellt, bei ihrem letzten Fall lief etwas gründlich schief, Mathilda leidet immer noch unter Schuldgefühlen. Dazu kam noch ein privater Schicksalsschlag....

Ihr erster Tag verläuft nicht gut, Matilda ist angespannt und ihr Stellvertreter Ben Hales  begegnet ihr mit Geringschätzung und offener Ablehung. Nur mit einem Assistenten, DC Rory Fleming, rollt sie den alten Fall wieder auf und merkt, dass die Akten unvollständig sind. Schlamperei bei den damaligen Ermittlungen, oder wurden die Akten nachträglich manipuliert?

Der damals elfjährige Sohn der Familie Harkness war traumatisiert, hat mehr als ein Jahr gar nicht gesprochen. Sein Bruder Matthew war nach der Tat mehrere Tage nicht auffindbar. Da Jonathan  wieder in Sheffield wohnt, nachdem er nach dem Verbrechen von der Tante großgezogen wurde, beschließt Matilda, zuerst mit ihm zu sprechen. Jonatahn erweist sich als wenig gesprächig, er wirkt gehemmt, scheint das Trauma nie verarbeitet zu haben. Als ein Mord geschieht, ändert sich auf einmal die Lage.....

Während Matilda alles gibt wird ihr doch bewusst, dass sie eigentlich noch nicht soweit ist, den Dienst wieder aufzunehmen. Unterstützung erhält sie von ihrer besten Freundin Adele Kean, der Pathologin von Sheffield. Adele hilft wo sie kann und rückt Matilda den Kopf zurecht, als sie wieder zu trinken anfängt. Auch ihre ehemaligen Mitarbeiter sind auf ihrer Seite, während sie von Hales nur angefeindet wird.

Ich war von diesem dichten Krimi begeistert. Zum einen der Schreibstil, der sich sehr flüssig lesen lässt, und vom Aufbau der Story. Auch wenn ich bei jedem Krimi rätsle, wer der Mörder sein könnte, so hat es mir hier besonders viel Spaß gemacht. Mehrere Theorien musste ich wieder verwerfen, bis ich gegen Ende auf der richtigen Fährte war. Der Autor spielt mit den Gefühlen seiner Leser, führt sie auf falsche Fährten und legt Blindspuren.  Neben dem eigentlichen Fall klärt sich noch ein anderes Verbrechen, das ähnlich lang zurück liegt.

Was besonders auffällt sind die liebevoll angelegten Charaktere, die Michael Wood gekonnt skizziert. Jede psychologische Feinheit ist eingefangen, man lernt die Hauptfiguren mit ihrem Hintergrund sehr gut kennen und kann ihre Handlungen nachvollziehen. Im Fokus steht die Ermittlungsarbeit, der private Bereich nimmt einen eher kleinen Raum ein ist aber ausreichend, um die Charaktere einschätzen zu können.

Fazit: Für mich ist Michael Wood eine echte Neuentdeckung, die Figur der Matilda hat das Potential für eine Reihe, ich hoffe sehr dass es eine Fortsetzung geben wird.