Rezension

Viel besser als Band 2, aber ein blödes Ende...

Grischa - Eisige Wellen - Leigh Bardugo

Grischa - Eisige Wellen
von Leigh Bardugo

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Alina und Maljen ist es gelungen, über die Wahre See zu fliehen. In Kofton leben sie ein bescheidenes Leben und arbeiten hart daran, Geld für die Weiterreise zu verdienen. Kurz bevor es soweit ist, taucht der Dunkle auf und entführt die beiden auf ein Schiff, wo sie den Eisdrachen suchen. Eine weitere Märchengestalt, ein weiterer Kräftemehrer? Alina ist sich sicher, dass keine Grischa jemals mehr als einen Kräftemehrer tragen darf, doch gleichzeitig ruft etwas in ihr noch nach viel mehr…

Eigene Meinung

„Grischa – Eisige Wellen“ von Leigh Bardugo erfüllte nicht nur meine Erwartungen, es hat diese und seinen Vorgänger bei weitem übertroffen!

Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir das eingebildet habe, aber dieser Band hat sich noch flüssiger gelesen als Goldene Flammen. Weiterhin erzählt Alina aus der Ich-Perspektive ihre Geschichte und tut dies mit einem trockenen Humor, an den ich mich nicht erinnern kann. Mir persönlich gefällt das natürlich, ich bin immer für ein paar Lacher!

Die Charaktere erreichten mehr Tiefgang und waren doch im steten Wandel:
Alina Starkova hat nichts mehr mit dem schwachen, schüchternen Mädchen gemein, das man in Goldene Flammen kennengelernt hat. Während sie sich Maljen zuliebe von Rawka fernhält, leidet sie im Stillen darunter, dass sie ihre Macht nicht mehr einsetzen darf. Außerdem fühlt sie sich, als würde sie ihr Land im Stich lassen, ist sie doch die Einzige, die den Dunklen besiegen und die Schattenflur zerstören kann. Im Laufe der Geschichte entdeckt sie, dass sie dem Dunklen gar nicht so unähnlich ist beginnt, an sich selbst zu zweifeln. So ehrenhaft ihre Absichten zurzeit noch sein mögen, wird sie standhaft genug sein, der Macht zu widerstehen?

Maljen klammert sich krampfhaft an den Gedanken, die alte Alina zurückzubekommen. Die Alina, die keine Grischa ist – doch wie soll das gehen? Er begreift nicht, was es bedeutet, seine Macht versiegen zu lassen, überhaupt was es bedeutet, eine Grischa zu sein. Er verhält sich genau so, wie u. a. der Dunkle prophezeit hat und treibt so einen immer größer werdenden Keil zwischen sich und Alina. Dabei grämt es ihn, dass er ein Fahnenflüchtiger ist, der ehrlos aus der Armee entlassen wurde. Er fühlt sich unnütz und Alina nicht würdig.

Man erlebt als Leser ein stetes Auf- und Ab der Gefühle. So sehr ich mir auch Mühe gegeben habe, Maljen zu verstehen, so unsympathisch wurde er mir. Vor allem durch eine neue Person, die mein Herz im Sturm erobert. Innerhalb weniger Seiten war der fragwürdige Freibeuter Sturmhond plastischer als Maljen in 1 ½ Bänden, was ich doch schon irgendwie arg schlimm fand.

Die Geschichte geht rasant los. Die Ereignisse überschlagen sich und man kann nie vorhersehen, in welche Richtung sich das Geschehen entwickeln wird. Das geht aber nur die erste Hälfte so, denn danach widmet Bardugo sich erst einmal ausgiebig den zwischenmenschlichen Beziehungen und Kriegsstrategien. Etwas, wogegen ein echter Fantasyleser nie was einzuwenden hat, aber oftmals wünschte ich mir, dass sie endlich handeln würden anstatt sich dauerhaft im Kreis zu drehen.

Fazit
     
Leigh Bardugos „Grischa – Eisige Wellen“ ist eine überaus gelungene Fortsetzung, die mir noch besser gefiel als Band 1. Die Charaktere entwickeln sich kontinuierlich und unübersehbar weiter und bis auf eine leichte Durststrecke verläuft die Geschichte rasant und unvorhersehbar. Das Ende ist zwar passend, hat mich persönlich aber nicht wirklich zufriedengestellt, weswegen ich inständig hoffe, nicht allzu lange auf Band 3 warten zu müssen. Ein klares Muss für Fans der Reihe und all jene, die mal Lust auf etwas andere High Fantasy haben – 5/5 Bücher!