Rezension

Viel Effekt, wenig Substanz

Fräulein Hedy träumt vom Fliegen - Andreas Izquierdo

Fräulein Hedy träumt vom Fliegen
von Andreas Izquierdo

Bewertet mit 1.5 Sternen

Eine reiche ältere Frau, Hedy, lernt den jungen Physiotherapeuten Jan kennen und erzählt ihm ihre Lebensgeschichte, die in den 1940er Jahren einige dramatische Wendungen nimmt. Auf einer zweiten Zeitebene erfahren wir, wie Jans Leben in der Gegenwart verläuft.

Der Schreibstil ist flott und gefällig, das Buch liest sich sehr angenehm und man ist trotz der vielen Seiten schnell durch.

Die Geschichte wirkt allerdings ziemlich ziellos. Es werden verschiedenste Themen kurz angerissen, es gibt die dramatischst-denkbaren Schicksalsschläge, die teils sehr konstruiert wirken. Echte Spannung kam bei mir trotzdem erst gegen Ende auf. Durch die Fülle der Themen wird keines wirklich tiefergehend verhandelt und weitgehend einfach Ereignis an Ereignis gereiht. Ich hatte fast das Gefühl, der Autor hat irgendwo eine Liste mit Themen, die er mal irgendwann verarbeiten wollte, geführt und kam dann eines Tages auf den Gedanken: „hey, warum tu ich das nicht einfach alles in ein einziges Buch?!“

Die Hauptfigur mochte ich leider im Verlauf des Buches immer weniger. Hedy soll wohl eine scharfzüngige aber sympathische „starke Frau“ darstellen, das geht aber an einigen Stellen daneben, da sie einfach nur unnötig fies, arrogant und elitär wirkt. Was mich sehr gestört hat, war eine Szene, in der offenbar Hedys „Stärke“ dadurch gezeigt werden soll, dass sie eine andere Frau komplett fertigmacht, indem sie deren Weiblichkeit angreift. Die Leser*in soll das anscheinend cool finden und ihr zustimmen?

Außer Hedy hat für mein Empfinden keine der Figuren einen besonders ausgearbeiteten Charakter, sodass ich auch nicht wirklich mitfühlen konnte.

Für die flotte unterhaltsame Schreibe und den einigermaßen gelungenen Spannungsbogen gibt‘s dann doch noch knappe zwei Sterne von mir. Weiterempfehlen würde ich den Roman aber nicht, da er bei mir doch einige Male zu starkem Augenrollen während der Lektüre geführt hat.

Kommentare

MrsFraser kommentierte am 25. April 2018 um 20:52

Offen und ehrlich. Ich kann deiner Rezi eigentlich in allen Punkten zustimmen. Dass hier viele Ideen in ein Buch gepackt wurden, wo es auch für locker 2 Bücher gereicht hätte, habe ich mir auch gedacht. Mal gucken, ob es bei mir 2,5 oder 3 Sterne werden... 

wandagreen kommentierte am 25. April 2018 um 23:51

Ganz köstlich, diese Rezi.